Ostschweiz

Rapperswil-Jona: Verleger Bruno Hug zieht im Hintergrund die Fäden

Linth24-Verleger Bruno Hug

Politik in Rapperswil-Jona – ist das der Strippenzieher im Hintergrund?

· Online seit 23.09.2024, 20:36 Uhr
Martin Stöckling von der FDP steht in Rapperswil-Jona vor der Abwahl. Geschlagen wurde er von Barbara Dillier, beziehunsgweise von Bruno Hug. Der bekannte Verleger hat Dillier ins Spiel gebracht und engagiert sich stark für eine Abwahl Stöcklings.

Quelle: TVO

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Martin Stöckling steht in Rapperswil-Jona, der zweitgrössten Stadt im Kanton St.Gallen, vor der Abwahl. Er wurde von der parteilosen Barbara Dillier im ersten Wahlgang klar geschlagen. Sie erhielt rund 4000 Stimmen, Stöckling lediglich 2500.

Eine krachende Niederlage, auch wenn Dillier das absolute Mehr knapp verpasst hat. Sie war bis anhin Gemeindepräsidentin von Fischenthal, einer kleinen Gemeinde im Kanton Zürich. Der breiten Öffentlichkeit war die ehemalige Lehrerin vor ihrer Kandidatur unbekannt. Wie also konnte sie den bisherigen Stadtpräsidenten so klar hinter sich lassen?

Fehler und Förderung

Gemeinhin gilt: Ein erfolgreicher Angriff auf eine amtierende Gemeindepräsidentin oder einen Stadtpräsidenten ist sehr schwierig. Ausser, die betroffene Person hat sich grössere Fehler geleistet. Das trifft auf Stöckling und den Stadtrat zu.

Insbesondere der durch Linth24 aufgedeckte «China-Deal» rückte die Stadt in schlechtes Licht. Auch fehlende Transparenz wurde der Führung immer wieder vorgeworfen: Etwa beim Beschluss zum Abriss des Hallenbads und der Planung des Neuen.

Hier kommt Bruno Hug ins Spiel, der das Portal Linth24 und weitere «24»-Portale betreibt. Er war es nämlich, der Barbara Dillier überhaupt als Kandidatin ins Rennen gebracht hatte. Und immer wieder entschieden gegen Martin Stöckling schoss.

Etwa mit einem Linth24-Magazin, dass laut NZZ an alle Haushalte in Rapperswil-Jona ging und den Stadtpräsidentin dazu veranlasste, einen Anwalt einzuschalten.

«Wir wollen niemanden loswerden, wir sind ein Medium und wir verfolgen das amtliche Handeln. Für das sind wir da und wir nehmen unsere Aufgabe wahr. Wenn ihm [Stöckling, Anm. d. Red.] das schadet, hat er offensichtlich seine Arbeit nicht gut gemacht», sagt Hug selbst gegenüber TVO.

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Journalistische Distanz?

Barbara Dillier betonte in der NZZ, dass sie komplett unabhängig ist. Hug seinerseits versteht die Suche nach geeigneten Kandidaten als seine Bürgerpflicht. Als seine journalistische Pflicht versteht er es, die Missstände in Rapperswil-Jona aufzudecken. Ein Problem sieht er trotz der unklaren Grenzen dieser beiden Projekte nicht.

Doch er hatte schon in der Vergangenheit direkt politisch Einfluss genommen. Vor acht Jahren war er es, der Martin Stöckling für den Posten als Stadtpräsidenten ins Spiel brachte. Dies, nachdem er selbst fast gewählt wurde, seine Kandidatur jedoch zurückzog.

Mittlerweile sind sich die beiden Männer spinnefeind. Martin Stöckling sagt zu TVO, er tanze nun mal nicht nach Hugs Pfeife. Dies stehe auch seiner potenziellen Nachfolgerin bevor. Die Unabhängigkeit von Dillier steht er damit indirekt infrage. Schliesslich habe das Onlineportal ihrer Kampagne grosszügig Platz gegeben.

Klar ist: Sie geht als grosse Favoritin in den zweiten Wahlgang. Ob FDP-Mann Stöckling und auch Boris Meier von der GLP überhaupt nochmals antreten, ist offen.

veröffentlicht: 23. September 2024 20:36
aktualisiert: 23. September 2024 20:36
Quelle: FM1Today

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