Ostschweiz

Revisible aus Horn: Diese drei Ostschweizer machen Sonnenbrillen aus Abfall

Horn

«Revisible» – so entsteht aus Abfall eine Sonnenbrille

11.04.2024, 10:51 Uhr
· Online seit 10.04.2024, 05:14 Uhr
Sonnenbrillen aus recycelten Flaschendeckeln oder alten Corona-Spucktests – das machen drei Jungunternehmer aus Horn mit «Revisible» möglich. Wie die nachhaltige Kunststoffwiederverwertung funktioniert, erfährst du im Video.
Linda Hans

Quelle: FM1Today/Linda Hans

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«Da ich lange in der Kunststoffindustrie gearbeitet habe, habe ich auch die negative Seite der Industrie gesehen. Dadurch ist mir sehr schnell bewusst geworden, was Kunststoff in unserer Gesellschaft ausmacht», sagt Mario Nagel, Mitgründer von Revisible. Gemeinsam mit seinen Kollegen Gianmarco Gitto und Timon Singer hat er 2023 der Nachhaltigkeit verschrieben und die Produktion von Sonnenbrillen aus recyceltem Kunststoff in einem Keller in Horn gestartet.

So ist die Idee entstanden

Auf die Idee für Revisible kamen die drei Horner, als sie auf die Community «Precious Plastic» aufmerksam wurden. Diese Community will Kunststoff-Recycling so einfach wie möglich machen und stellt daher Baupläne für Maschinen zur Kunststoffverarbeitung gratis im Internet zur Verfügung. Durch die Konstellation ihrer Berufe – Mario Nagel kommt aus der Kunststoffbranche, Timon Singer aus der Feinwerkoptik und Gianmarco Gitto aus dem Marketing – bot sich das Produkt Sonnenbrille für ihr Projekt an.

«Die Spritzgutmaschine ist die einzige Maschine, die wir nachträglich noch zugekauft haben, weil wir nicht so konstant waren, wie wir sein sollten», sagt Nagel. Anhand der Baupläne von Precious Plastic haben die drei anfangs nämlich versucht, alle Maschinen selbst zu bauen. Die Glasschleifmaschine konnten sie occasion von einem Optiker übernehmen, der in Pension ging.

Woher kommt der Kunststoff?

Den Kunststoff bezieht Revisible von verschiedenen Quellen. «Wir haben Haushalte, die uns sozusagen ihren Abfall bringen. Sie würden diesen wegwerfen und wir können ihn stattdessen wiederverwerten.» Auf das Projekt aufmerksam wurden die Haushalte anfangs vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda.

Der Kunststoff kommt aber auch von Firmen, welche Revisible direkt anschreibt. Erst kürzlich erhielten sie eine grosse Lieferung von einem Labor, wie Nagel erklärt: «Sie haben ihre Bestände von Spucktest-Behältern für Corona-Tests aufgelöst. Diesen Kunststoff konnten wir beziehen, sonst hätten sie diesen verbrannt.» Aktuell klären sie auch die Zusammenarbeit mit industriellen Recycling-Unternehmen ab. Tatsächlich braucht es für eine Sonnenbrille aber gar nicht so viel Kunststoff – schon sechs bis sieben Flaschendeckel reichen nämlich für ein Brillengestell.

«Wir können alle drei zu 100 Prozent hinter dem Produkt stehen»

Seit diesem Jahr sind die Sonnenbrillen nun fertig zertifiziert und verkaufsfertig. 2024 ist somit die Testphase von Revisible. Gemäss Nagel sind die drei Gründer positiv gestimmt, dass ihr Produkt gut in den Markt starten wird: «Wir können alle drei zu 100 Prozent hinter dem Produkt stehen und das macht es einfacher, unser Produkt zu bewerben.»

Aktuell besteht ihr Sortiment aus einem Brillenmodell, welches in verschiedenen Farben erhältlich ist. Schwarz sowie eine Kombination aus schwarz und weiss gehört zu ihrem Standard-Sortiment, da diese Farben am meisten nachgefragt werden. Ansonsten verwenden sie die Farben, welche sie erhalten. «Wir können nicht garantieren, dass beispielsweise grün-weiss immer vorhanden ist, sondern produzieren die Farben, welche wir erhalten und passen dies so auf unserer Webseite an», sagt Nagel.

Auch bietet Revisible keine korrigierten Sonnenbrillen an. Jedoch kann durch vorgängige Kontaktaufnahme das gewünschte Brillengestell zu einem tieferen Preis ohne Gläser erworben werden. Dann können die Kundinnen und Kunden selbst zu einem Optiker gehen und korrigierte Gläser einsetzen lassen.

Ziel der drei Jungunternehmer ist es, künftig schweizweit bekannt zu sein und sich einen Namen im Sonnenbrillen-Sektor zu machen. «Der Traum wäre, dass Revisible irgendwann so gewachsen ist, dass wir uns alle drei zu 100 Prozent darauf fokussieren können», sagt Nagel. Denn momentan machen die drei Unternehmer dies noch nebenberuflich.

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veröffentlicht: 10. April 2024 05:14
aktualisiert: 11. April 2024 10:51
Quelle: FM1Today

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