Sie werden gerne als beste Freunde des Menschen bezeichnet, doch jüngst standen Hunde wiederholt wegen negativer Vorkommnisse in den Schlagzeilen. Ende Juni verbiss sich in St.Gallen ein Pitbull in einen Malteser, wenige Tage später wurde ein Kind von einem Schäferhund attackiert und verletzt.
Dies hat die Politik auf den Plan gerufen. Margot Benz, Kantonsrätin der Grünen, bringt in einer Anfrage an die Regierung eine Verschärfung des Hundegesetzes ins Spiel. Bereits im TVO-Talk «Zur Sache» hat die Politikerin klargemacht, dass sie die Einführung eines obligatorischen Hundekurses sowie eine Bewilligungspflicht «für gefährliche Hunde» begrüssen würde.
Das kantonale Gesetz sei in dieser Hinsicht – und im Vergleich mit anderen Kantonen wie etwa dem Thurgau – schlicht «zu lasch». «Ich hätte auch nichts dagegen, wenn man gewisse Hunde komplett verbietet, denn es gibt meiner Meinung nach gefährliche Hunderassen», doppelte sie nach.
«Jeder Hund braucht gute Führung»
Zana Hatirli-Saiti sieht das gelinde gesagt etwas anders. Sie ist Präsidentin des Staffordshire Bull Terrier Clubs Schweiz und hat schon lange mit sogenannten Listenhunden zu tun. Diese sind für sie nicht gefährlicher als andere Hunderassen. «Die Medien zeichnen bei Einzelvorfällen gerne dieses Bild – es ist eine regelrechte Hetze im Gang und das schon seit 20 Jahren.»
Trotzdem wäre sie persönlich einer Einführung von obligatorischen Hundekursen nicht grundsätzlich abgeneigt – sofern diese unabhängig der Hunderasse verpflichtend wären. «Jeder Hund braucht eine gute Führung.» Wäre das Wissen darüber, wie ein Hund kommuniziert, grösser, könnten einige Vorfälle vermieden werden, ist sie überzeugt.
Dazu brauche es aber gut ausgebildete Hundetrainerinnen und -trainer, sagt Hatirli-Saiti. Heutzutage sei dies nicht immer der Fall, da es keine geschützte Berufsbezeichnung gebe, weshalb jede Person Hundekurse anbieten könne. Unter diesen Umständen könnten Kurse gar kontraproduktiv sein, wenn den Besitzerinnen und Besitzern falsche Informationen oder gefährliches Halbwissen vermittelt werde.
Die Statistiken geben diesen Zweifeln auftrieb. Im Thurgau, wo Hundekurse obligatorisch und Listenhunde bewilligungspflichtig sind – nehmen die Vorfälle mit Hunden trotzdem zu. Selbst in Zürich, wo gewisse Rassen komplett verboten sind, wird über eine Zunahme der Hundebisse berichtet.
Importverbot für papierlose Hunde
Der Forderung nach einer Einführung von Listen mit besonders gefährlichen Hunderassen, für die eine Bewilligungspflicht nötig wäre, kann Zana Hatirli-Saiti ohnehin nichts abgewinnen. Viel wichtiger wäre ihrer Meinung nach ein Importverbot für papierlose Hunde, deren Herkunft unklar sei. Viele Hunde würden aus Osteuropa importiert, ohne Zertifikat und teilweise aus Ländern, in denen Hundekämpfe immer noch stattfinden.
Gewisse Wesensmerkmale wie Aggressivität und Ängstlichkeit würden genetisch weitergegeben. Solche Hunde könnten dann durchaus zu sogenannten Problemhunden werden, erforderten aber auf jeden Fall viel Erziehungsarbeit, so Hatirli-Saiti.
«Es gibt schon auch Hundehalter, bei denen ein gewisses Mass an Unwissen und Naivität im Spiel ist», sagt Hatirli-Saiti. Doch der Grossteil aller Halterinnen und Halter mache einen guten Job. Einzelfälle würden aber medial überproportional aufgeblasen. Das sei auch beim Fall in St.Gallen so: «Wegen eines Vorfalles mit einem Pitbull, werden alle sogenannten Listenhunde in Verruf gebracht.» Dagegen wehrt sie sich und hofft, dass durch Aufklärungsarbeit vorschnelle Verurteilungen von Listenhunden durch die Gesellschaft bald der Vergangenheit angehören.
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