Meterlange Vlies-Bahnen verdecken die Eichenholz-Böden, Kabel und Rohre ragen aus Wänden und von den Decken, mehr als ein Dutzend Handwerker schrauben, schleifen und bohren wie wild: Vor und im neuen Hotel auf der Schwägalp laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Kein Wunder: In zwei Wochen wandern Hunderte, wenn nicht gar Tausende Menschen am Tag der offenen Tür neugierig durch Zimmer, Hallen und Gänge. Das neue Restaurant nimmt am 4.Dezember den Betrieb auf, die Hotelanlage elf Tage später.
Trotz Baumaschinen und nicht ganz vollendeter Arbeiten zeigt sich bereits der Charakter des Hauses. Der eine oder andere dürfte nach einem Augenschein überrascht sein - positiv. Nach Bekanntwerden des Siegerprojekts («Schichten») hatten nicht wenige die Nase gerümpft: Zu bieder, zu brav und etwas mutlos, lauteten die Vorwürfe. Davon kann aber keine Rede sein. Die Anlage ist zeitlos modern, auf gute Art schlicht und reduziert. Und glücklicherweise verzichten die Bauherren auf den im Appenzellerland beliebten Alpen-Kitsch.
Bei den Materialien dominieren Eichenholz und Sichtbeton. Dosiert eingesetzte spiralenförmige Ornamente und grossformatige Wandbilder mit verspielten Naturmustern lockern die Gestaltung auf. Eine Besonderheit sind die Fassade und der Bitumenboden. Darin finden sich Schwägalp-Steine, die beim Aushub anfielen. Das hat Programm: Die Säntis-Schwebebahn hat den Aushub wiederverwertet. Die Steine wurden vor Ort zu Kies verarbeitet und in den Beton gemischt. Dank des Recyclings sparte das Unternehmen 4000 Lastwagenfahrten auf die Schwägalp ein.
42 Millionen Franken investiert
Die Säntis-Schwebebahn lässt nicht lumpen. 42 Millionen Franken investiert sie in die Rundum-Erneuerung der Schwägalp. Das Hotel hat 65 Zimmer, Wellness-Anlagen und Seminarräume. Das Restaurant bietet Indoor Platz für 250 Personen - das sind doppelt so viele wie beim alten Berghotel. Outdoor weist das neue Restaurant 250 Plätze auf, das ist etwa die Hälfte von vorher. Dafür sind sie dank Verglasung besser gegen Wind geschützt. Die Preise für die Hotelzimmer der Drei-Sterne-Plus-Kategorie sind bekannt: Pro Person kostet eine Nacht im Doppelzimmer inklusive Frühstück sowie Berg- und Talfahrt mit der Schwebebahn 120 Franken.
«Mit der neuen Anlage sind wir weniger wetterabhängig», sagt Geschäftsführer Bruno Vattioni. Zudem wurden die Betriebsabläufe optimiert. Das fast 80jährige Berghotel mit seinen vielen Niveaus war diesbezüglich suboptimal.
Die Bauherrin hat die gesamte Infrastruktur auch ausserhalb optimiert. Das Postauto haltet neu direkt vor dem Eingang der Anlage. Von da aus erreicht der Gast wettergeschützt die Talstation, das Restaurant oder die Hotelzimmer. Änderungen gibt es zudem bei den Postautolinien. Die bisherige Strecke Nesslau-Schwägalp-Urnäsch wurde in zwei Linien aufgeteilt. Dadurch verbessern sich die Anschlusszeiten an die Bahnlinien.
Mit der Grossinvestition wird die Säntis-Schwebebahn das Naming anpassen. Neu steht der Säntis im Mittelpunkt. Die Schwebebahn verschwindet. «Nach ‹Säntis, der Berg› heisst es dann ‹Säntis, das Hotel› und ‹Säntis, die Bahn›», sagt Vattioni.
Investitionen in Bergstation geplant
Der Abbruch des alten Berghotels erfolgt im März. Danach stehen die Arbeiten an der Aussenanlage an. Anfang Juni wird das Hotel feierlich eingeweiht. Die Säntis-Schwebebahn hat sich immer dadurch ausgezeichnet, dass sie regelmässig investiert hat, um den Anschluss nicht zu verpassen. Das behält sie bei. Gemäss Vattioni soll in einem nächsten Schritt die Verkehrsführung auf der Schwägalp verbessert werden. Ob dies 2016 oder 2017 geschieht, ist noch offen.
Und noch wichtiger: Ebenfalls in Planung ist eine mehrere Millionen teure Investition in die Bergstation. «Wir wollen den Gipfel attraktiver machen», sagt Vattioni.