Das «Trauerspiel» gehe weiter, heisst es in einer Mitteilung des Wattwiler Gemeinderats vom Freitag. «Mit grösster Irritation musste der Gemeinderat Wattwil zur Kenntnis nehmen, dass die Regierung offenbar keinen Wert auf eine Schlussfolgerung aus den Vernehmlassungsantworten zum neuen Spitalkonzept legt.»
Quelle: tvo
Doch was ist eigentlich passiert? Das Winterthurer Familienunternehmen Solviva hat sich beim St.Galler Lenkungsausschuss für das Spitalkonzept erkundigt, ob es am Spital Wattwil hochspezialsierte Pflege anbieten könne. Deshalb hat der «Sunnepark Grenchen», der ebenfalls zu Solviva gehört, sowohl den Wattwiler Gemeinderat wie auch den Lenkungsausschuss für eine Besichtigung eingeladen, wie der Lenkungsausschuss auf Anfrage schriftlich mitteilt.
Plötzlich mit einer neuen Idee gekommen
Diese Einladung hat heftige Befürchtungen bei der Gemeinde Wattwil hervorgerufen. Die Regierung sei plötzlich mit der neuen Idee an den Gemeinderat getreten, das Spital nicht für medizinische Leistungen, sondern als Pflegeheim zu nutzen. Die Regierung arbeite bereits daran, den 60 Millionen Franken teuren Spital-Neubau in Wattwil loszuwerden, befürchtet der Gemeinderat Wattwil.
Allerdings geht es nicht um ein übliches Pflegeheim für Betagte, sondern um eine Langzeitpflege für Querschnittgelähmte und die Pflege von beatmeten Patientinnen und Patienten. Schweizweit seien solche Pflegeplätze rar, teilt der Lenkungsausschuss mit.
Kein grosses Vertrauen in die Regierung
«Dieses Angebot ist nicht mit einem Pflege-Altersheim zu vergleichen, sondern bietet spezialisierte Pflege insbesondere auch für junge Menschen an, die nicht in ein herkömmliches Pflegeheim gehören», so der Lenkungsausschuss. Und weiter: Der Notfallbetrieb am Spital Wattwil sei auch in diesem Fall sichergestellt.
Die Reaktion des Gemeinderats lässt darauf schliessen, dass das Vertrauen in den Lenkungsausschuss und in die politischen Abläufe nicht sehr gross ist. Der Gemeinderat schreibt, das Vorgehen sei «staatspolitisch höchst fragwürdig».
Die St.Galler Regierung hält fest, dass sie der Einladung von Solviva mit einer Delegation Folge leisten werde. Sie nehme zur Kenntnis, dass dies der Gemeinderat Wattwil ablehne.
Entscheide fallen im 2020
Die St.Galler Regierung hatte im vergangenen Oktober ihre künftige Spitalstrategie vorgestellt: Die fünf Landspitäler in Altstätten, Flawil, Rorschach, Walenstadt und Wattwil sollen geschlossen werden. An diesen Standorten soll es noch Gesundheits- und Notfallzentren mit einigen Betten geben.
Der Kantonsrat soll im kommenden April und Mai Entscheide zur Spitalpolitik fällen. Danach braucht es mindestens zwei Volksabstimmungen, möglicherweise im Herbst und Winter 2020. Dabei geht es um die Finanzierung der Notfallzentren und um einen Sanierungsbeitrag für die Spitalregion Fürstenland-Toggenburg. In Wattwil hofft man offensichtlich auf einen negativen Volksentscheid und kämpft weiterhin für den Erhalt des defizitären Regionalspitals.
(SDA/agm)