Quelle: tvo
Der Flugzeugunfall nahe des Säntis bewegt. Die Aufräumarbeiten gestalten sich schwierig, der verunglückte Pilot konnte bis anhin nicht gefunden werden. Wir wollen wissen: Wie kann es zu so einem Unglück kommen? Der Flugexperte Philippe Hauser steht Rede und Antwort.
FM1Today: Herr Hauser, hatte das Unglück etwas mit dem schlechten Wetter zu tun?
Philippe Hauser: Es war an diesem Tag bewölkt und bedeckt in höheren Lagen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das Wetter hierbei eine entscheidende Rolle gespielt hat.
Welchen Einfluss kann das Wetter auf ein Flugzeug haben?
Wenn man in einer Wolke ist, sieht man nichts. Man sieht keine Hindernisse, die auf einen zukommen. In einer Wolke zu fliegen, ohne dass man vom Boden aus geführt wird, ist sehr gefährlich.
Warum fliegt man so tief, dass Gefahr droht?
Ich habe mich ein wenig schlau gemacht mit den Informationen, die mir zur Verfügung stehen. Der Pilot hat erst die Nahkontrollzone des Flughafens Zürich unterflogen. Das ist sehr löblich. Er ist somit nicht in einen kontrollierten Luftraum geflogen. Dann ist er wieder gestiegen. Dieser Steigflug hat allerdings nicht gereicht, um über das Säntismassiv hinauszufliegen.
Beim Flugzeug handelt es sich um eine Cessna 208 Caravan. Was ist das für ein Flugzeugtyp?
Das ist ein wahnsinnig guter Flieger. Das ist ein Traktor. Er wird auch oft für Lastenflüge benutzt. Fedex beispielsweise hat hunderte Einheiten dieses Typs. Die Cessna wird benutzt für Fallschirmsprünge. Die Maschine hat hervorragende Langsamflug-Eigenschaften. Es ist aber nicht so, als wäre diese Maschine der meist verbreitete Typ für Hobby-Piloten. Es ist ein schwerer Flieger – über drei Tonnen schwer – und kostet natürlich auch einiges. Weil er so geräumig und gross ist, aber auch über Langsamflug-Eigenschaften verfügt, kann man ihn auf kleinen und auf unbefestigten Pisten einsetzen und trotzdem viel Fracht damit transportieren. Der Caravan ist beispielsweise ein ideales Flugzeug für Einsätze der «Flying doctor service» in Australien. Buschfliegerei ist mit diesem Flieger ohne Weiteres möglich.
In der Schweiz gibt es relativ wenige Flugunfälle. Was löst ein solches Unglück in der Fliegerszene aus?
Man ist natürlich betroffen und denkt: «Hoffentlich passiert mir das nie». Es gibt nicht den einen Grund für einen Unfall. Es ist immer eine Verkettung von mehreren Umständen. Ich bin selbst Prüfungsexperte und ich kann sagen, dass die Ausbildung in der Schweiz sehr gut und auf einem hohen Standard ist. Wir schauen auch, dass wir immer wieder Auffrischungskurse und Flight Safety Seminare machen und auf gewisse Umstände hinweisen. Die Fliegerei ist sicher. Leider Gottes gibt es hin und wieder Unfälle – das macht uns natürlich sehr betroffen.
(Das Interview führte Pascal Meister)
(red.)