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24-Jähriger Steinacher will mit selbstgebautem Boot den Atlantik überqueren

Segel-Fan

Steinacher will Atlantik mit selbstgebautem Boot überqueren

31.01.2021, 19:32 Uhr
· Online seit 25.01.2021, 05:34 Uhr
Severin Hummer will den Atlantik überqueren. Nicht mit einem Flugzeug und auch nicht mit einem Kreuzfahrtschiff. Er baut sich dafür ein Boot. Im Frühling soll es fertig sein und im November an den Start einer Hochsee-Regatta gehen.

Quelle: tvo

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Der Vater betreibt eine Segelschule, er ist Angestellter in einer Werft und war früher Schwimmer: Kein Wunder, hat die See eine enorme Anziehungskraft auf Severin Hummer. Der Steinacher ist gerade dabei, ein Boot zu bauen, mit welchem er den Atlantik überqueren will – aber nicht einfach so. Der 24-Jährige macht bei einer Hochsee-Regatta, also einem Rennen, mit. Doch alles auf Anfang.

Es ist Montagnachmittag. Es schneit nicht mehr. Der Schnee sieht schwer, nicht mehr so leicht wie noch vergangenes Wochenende. Das Wetter ist nicht besonders schön, aber auch nicht besonders schlecht – es ist einfach nur grau draussen. Ich treffe mich mit Severin Hummer in seiner Werkstatt in Watt, dort steht das Boot, an dem er gerade arbeitet. Laura soll es heissen, wenn es fertig ist, benannt nach seiner Freundin.

Der 24-jährige Steinacher fährt mit dem Budenauto vor. Er trägt eine Arbeiterhose, eine Wintermütze und eine rote Jacke. In der einen Hosentasche steckt ein Klappmeter. Hummer öffnet die Scheunentür und verschwindet in der Werkstatt. Er habe schon immer davon geträumt, sich eines Tages sein eigenes Boot zu bauen oder ein altes Schiff zu restaurieren. «Es war aber eher ein Traum für die Zukunft», sagt er.

Segelprüfung und Schreinerlehre mit 19 Jahren 

Früher ging es für Hummer einmal im Jahr auf das Meer zum Segeln, mit der ganzen Familie. «Auch auf dem Bodensee waren wir oft», sagt er. Severin betrieb in seiner Jugend Leistungssport, er war Schwimmer, trainierte in Tenero und ein Jahr in Deutschland. Er hatte aber irgendwann keine Freude mehr am Schwimmen. Der Thurgauer kam zurück in die Schweiz, begann mit 19 Jahren eine Schreinerlehre und legte die Segelprüfung ab. Er fuhr bei Regatten mit und gehörte einem Team an. Da hat ihn das Segel-Fieber gepackt.

In einer Zeitschrift hat er von dieser Regatta gelesen. Globe 5.80 Transat 2021, so heisst das Rennen, welches von Portugal in die Karibik führt. Für die Regatta muss man das Boot selber bauen oder bauen lassen, sonst darf man nicht teilnehmen. «Es war für mich klar, dass ich ein Boot bauen und damit an den Start gehen will.» Und genau das tut er jetzt – er baut sein eigenes Boot.

Wochenende für Wochenende – seit Oktober 2020 – steht der 24-Jährige in seiner Werkstatt. Baut an der «Class Globe 5.80». Über 200 Arbeitsstunden sind schon zusammengekommen. Unter der Woche arbeitet er in einer Werft und im Familienbetrieb. Im Frühling soll das Boot fertig werden, bis dahin kommen wohl noch etwa 300 bis 400 Arbeitsstunden dazu. «Ich habe Glück, dass ich auf viele Helfer zählen kann», so Hummer. Seine Familie und seine Freundin unterstützen ihn. «Meine Freundin macht das ganze Administrative und mein Cousin hat die Webseite gemacht.» Auch bei der Arbeit am Boot helfen zahlreiche Freunde mit.

Das Material für das Boot hat er bestellt. Zum Teil sind die Teile schon fix und fertig zugeschnitten geliefert worden. Weil alle Regatta-Teilnehmer einen Blog führen müssen, kann sich Severin beim einen oder anderen Tricks abschauen. «Es hilft sicher auch, dass ich Schreiner bin», meint er. Der «Spass» kostet etwa 25'000 Franken. Die Sponsoren nehmen ihm einen grossen Teil ab. «Ich habe aber etwa 10'000 Franken selber bezahlt.»

Lieber auf einem Schiff als im Auto

Severin fährt mit der Hand über den Rumpf des Bootes. «Der ist jetzt schon wasserdicht», sagt er. Jetzt kommt noch Spachtel drauf und eine Spezialfarbe. «Das Wasser sollte an der Farbe abperlen.» Sobald die Farbschichten drauf sind, kann Severin das Boot drehen. Und sobald das Boot ganz fertiggestellt ist, wird es im Bodensee eingewässert und getestet. «Ich möchte dann an der Regatta um den Bodensee mitmachen und danach auf das Meer gehen.»

Der 24-Jährige ist lieber auf einem Schiff als in einem Auto. Es sei viel ruhiger. «Wenn ich am Segeln bin, kann mich niemand stören.» Wieso ihm der Bodensee dann aber doch nicht genügt, ist schnell klar. Severin ist kompetitiv. Es reizt ihn, sich mit anderen zu messen. «Das kommt vom Schwimmen. Ich bin immer im Wettkampf-Modus.»

Hummer und seine «Laura» treten im November dieses Jahres bei der Hochsee-Regatta Globe 5.80 Transat 2021 an. Das Boot trägt den Namen seiner Freundin. «Ich hätte sie ja gerne richtig dabei», sagt er. Sie segelt auch, hat seinetwegen angefangen. «Wir möchten einmal an einer Zweihand-Regatta mitmachen, doch bei dieser ist das nicht möglich.» Bei dieser Regatta muss er nämlich alleine antreten.

Vor der rauen See fürchtet sich Severin nicht. Er müsse viel trainieren und sein Boot richtig kennenlernen. «Wenn du weisst, was du machst, ist eine gewisse Sicherheit dabei.» Das schlimmste, was ihm passieren könnte, sei ein Loch im Rumpf, wo unkontrollierbar das Wasser reinfliesst. «Bei dieser Hülle müsste das aber schon ein gröberes Loch sein.»

Ein grosses Ziel für die Regatta hat er sich noch nicht gesetzt. Erst einmal in der Karibik ankommen. «Ich will einfach gut durchkommen.» Und dann erst einmal Ferien machen. Wenn er schon mal dort sei, sagt er, wolle er auch gleich ein bisschen bleiben.

Wer Severins Projekt verfolgen will, kann dies hier tun.

veröffentlicht: 25. Januar 2021 05:34
aktualisiert: 31. Januar 2021 19:32
Quelle: FM1Today

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