Quelle: FM1Today/Jessica Kappeler
Die Fake-Polizistin gab dem St.Galler Ehepaar an, dass sich die Schwiegertochter nach einem Unfall in Untersuchungshaft befinde – der 67-jährige Mann und seine 68-jährige Ehefrau übergaben der Betrügerin daraufhin eine «Kaution» von 60'000 Franken. Nach dem Fall, der sich diese Woche in St.Gallen ereignete, sagte Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der St.Galler Kantonspolizei: «Wir sind mit unserem Latein am Ende. Wir betreiben so viel Prävention und trotzdem gelingt es den Täterinnen und Tätern immer wieder, ihre Opfer zu überzeugen und Geld zu erbeuten.»
Die Betrügerinnen und Betrüger werden laut Krüsi immer «frecher und ideenreicher». Dies bestätigt eine 66-jährige Ostschweizerin, die sich nach dem jüngsten Fall in St.Gallen bei TVO meldete: «In meinem Fall hat zu viel gestimmt, als dass ich es hinterfragt hätte.»
Die Frau wurde im Januar von einer vermeintlichen Polizistin kontaktiert – weil es vor ihrem Haus einen Überfall gegeben habe. «Es hiess, dass die Täter einen schwarzen Rucksack und ein schwarzes Büchlein dabei gehabt hätten und dass darin mein Name stehe», sagt das spätere Betrugsopfer. Die Ostschweizerin wurde von der falschen Polizistin dazu aufgefordert, Schmuck, Bargeld und Geld von der Bank gesammelt der Polizei zu übergeben.
30'000 Franken abgehoben
Bei ihren Bankgängen wurde die 66-Jährige über Whatsapp von der Fake-Polizistin begleitet. Es gelang ihr, innerhalb kurzer Zeit 30'000 Franken abzuheben. «Nur bei einer Bank wurde ich gefragt, wofür ich denn so viel Geld benötige. Ich sagte, ich wolle Möbel kaufen.»
Die 30'000 Franken – plus 4000 Franken Bargeld von zu Hause – brachte die Frau schliesslich auf den Parkplatz eines St.Galler Friedhofs. «Ich wurde gebeten, das Geld aus dem Auto zu werfen. Danach habe ich nichts mehr gehört.»
Am Abend der Geldübergabe machte eine Freundin die Frau auf den Betrug aufmerksam. «Sie meinte, das sei ganz klar fake. Ich schaltete die echte Kapo ein, doch es war schon zu spät.» Sowohl von der Betrügerin als auch vom Geld fehlt bis heute jede Spur. «Sie haben das Geld wohl ins Ausland abgesetzt.»
Zu hilfsbereit?
Sie könne noch immer nicht glauben, dass sie auf den Trickbetrug reingefallen sei. «Die Person am Telefon wirkte ausdrucksstark und kompetent. Auf jede meiner Fragen wusste sie eine Antwort.» Naiv sei sie nicht, so die Ostschweizerin. Auch, dass die vermeintliche Polizeibeamtin hochdeutsch sprach, habe sie nicht stutzig gemacht. «Ich bin hilfsbereit und wollte die Polizei, den Freund und Helfer, unterstützen.»
Heute weiss sie, dass die Polizei nie nach Bargeld und Schmuck fragt. Sie will so viele Leute wie möglich aufklären. «Wenn sowas passiert, ist man wie in einem Sog. Man funktioniert einfach.»
(tmb/lag)