Sechs Jahre sollten die Hauptarbeiten an der St.Galler Stadtautobahn dauern. Doch nun droht das Projekt in Verzug zu geraten und die Geduld der A1-Nutzerinnen und -Nutzer somit noch länger zu strapazieren. Gemäss dem Bundesamt für Strassen (Astra) ist eine das Projekt betreffende Beschwerde eingegangen, wie Mediensprecher Julian Räss gegenüber FM1Today sagt. Die Beschwerde bringt nun den Zeitplan für die Sanierung durcheinander. «Wir können Stand jetzt nicht sagen, wann mit den Hauptarbeiten gestartet werden kann.» Selbst wenn die Beschwerde abgewiesen wird, sei mit einer Verzögerung zu rechnen, so Räss.
Fall beim Bundesverwaltungsgericht pendent
Welche Teile des Projekts die Beschwerde betrifft, teilt das Astra nicht genauer mit. Klar ist lediglich, dass es sich um eine Einsprache bezüglich der sogenannten Strassenabwasser-Behandlungsanlage handelt. Darunter versteht man eine Anlage, die das Regenwasser von stark befahrenen Strassen wie beispielsweise Autobahnen reinigt, bevor es in die Natur abgegeben wird. Denn nebst reinem Regenwasser enthält dieses Wasser auch Kies, Sand und Abfallstoffe sowie beträchtliche Rückstände aus der Abnutzung von Pneus, wie das Astra auf seiner Webseite schreibt.
Die Beschwerde ist im Moment beim Bundesverwaltungsgericht in St.Gallen hängig, wie dieses auf Anfrage bestätigt. Zur Dauer bis zur Urteilsverkündung sowie zum genaueren Inhalt nimmt auch das Bundesverwaltungsgericht keine Stellung.
Nicht die einzige Herausforderung
Die Beschwerde ist nicht der einzige herausfordernde Aspekt betreffend der Sanierung für das Astra. Um einen Verkehrskollaps zur Zeit der Hauptarbeiten zu verhindern, ist wichtig, dass das Verkehrsaufkommen in Spitzenzeiten um zehn Prozent verringert wird, wie Projektleiter Markus Weber in einem Interview mit dem «Leader» sagte.
Aufgrund des Coronavirus zeigt die Tendenz momentan eher in die andere Richtung. Mehr Leute sind mit dem Auto anstatt mit dem ÖV unterwegs. Beim Astra hofft man, dass sich die Situation rund um das Virus normalisiert, geht die Thematik gleichzeitig aber auch proaktiv an. Mit einer Kommunikationskampagne will das Bundesamt die St.Galler sensibilisieren, vermehrt den öffentlichen Verkehr zu nutzen. Diesbezüglich ist Julian Räss zuversichtlich: «Gerade in der Pandemie konnte man sehen, dass die Bereitschaft der Bevölkerung, ihr Verhalten wenn nötig zu ändern, gross ist.» Und falls der Umsteigeeffekt wie gewünscht eintritt und die Busse überfüllt sind? Dann werden nach Bedarf die Kapazitäten und die Fahrten der Stadtbusse erhöht, so Räss. Zudem prüfe man auch weitere Massnahmen, die die Mobilität des ÖV bei dichtem Verkehr erhöhen sollen, beispielsweise durch verstärkte Bevorzugung bei Rotlichtanlagen.
Doch bevor diese Massnahmen aufgegleist werden können, muss zuerst die Sache mit der Beschwerde geklärt werden. So oder so ist klar: Die Sanierung der Stadtautobahn wird die Geduld der St.Gallerinnen und St.Galler noch über längere Zeit in Anspruch nehmen.