Die zweite Corona-Welle trifft den Kanton St.Gallen härter als andere benachbarte Kantone. Die ehemalige Nationalrätin der Grünen, Yvonne Gilli, wundert dies nicht: «Hier wurde später als in anderen Deutschweizer Kantonen reagiert, ich denke, unsere Massnahmen sind zu lasch», sagt Gilli, die in Wil Hausärztin ist und gerade zur obersten Schweizer Ärztin gewählt wurde, im Interview mit dem «St.Galler Tagblatt».
«Ich will nicht auf Katastrophenmedizin umstellen müssen»
Die 63-Jährige findet das unterschiedliche Vorgehen der Kantone nicht sinnvoll, uneinheitliche Regelungen würden die Bevölkerung nur verunsichern.
Entsprechend klar ist ihre Forderung gegenüber dem Bundesrat: «Ich wünsche mir eine harmonisiertere Haltung, die national gesteuert wird. Wir stossen auf den Intensivstationen an die Grenzen. Ich will nicht, dass wir auf Katastrophenmedizin umstellen müssen.»
«In Sachen Contact Tracing waren wir nicht ehrlich»
Auch in Sachen Contact Tracing geht sie hart ins Gericht: «Wir waren zu wenig ehrlich, was das Contact Tracing betrifft. Das Management der Isolation und Quarantäne ist entscheidend. Wir beobachteten zu wenig, wie das kantonal umgesetzt wird. Das flog uns um die Ohren, als die Zahlen anstiegen.»
(red.)