Ostschweiz
St. Gallen

Die Gemeindepräsidenten äussern sich zur Spitalstrategie der St.Galler Regierung

Spitalstrategie

«Wir werden dafür kämpfen, dass noch mehr kommt»

· Online seit 23.10.2019, 20:24 Uhr
Die St.Galler Regierung hat sich für die «4plus5» Spitalstrategie entschieden. Das heisst, in Altstätten, Flawil, Wattwil, Walenstadt und Rorschach werden die Spitäler zu Gunsten von Notfallzentren geschlossen.
Anzeige

Was sagen eigentlich die Gemeinden zum Vorschlag der Regierung, dass ihre Spitäler nur noch als Gesundheits- und Notfallzentren genutzt werden sollen? Die Verantwortlichen wurden am Mittwochmorgen, etwa zeitgleich wie die Medien, davon in Kenntnis gesetzt. «Ich habe die Medienmitteilung heute morgen gelesen», sagt Ruedi Mattle, Stadtpräsident von Altstätten, gegenüber FM1Today. Am Mittwochnachmittag wurden die Gemeindepräsidenten von der Regierung im Pfalzkeller informiert.

«Die Strategie ist zu wenig durchdacht»

«Es ist so, dass natürlich mit der Notfall- und Grundversorgung ein Aspekt gedeckt ist, der für uns wichtig ist. Aber es greift für uns noch zu wenig weit. Die Strategie ist für uns noch zu wenig durchdacht», so Mattle.

Altstätten will kämpfen

Für die Region gehe eine Spital mit stationären Leistungen verloren. «Wir waren uns bewusst, dass es so nicht weitergehen kann», sagt Mattle. Sie hätten von der Strategie der Regierung aber deutlich mehr erwartet. «Wir werden dafür kämpfen, dass noch mehr kommt.»

«Wir sind enttäuscht»

Auch der Gemeindepräsident von Flawil, Elmar Metzger, hat erst seit Mittwochmorgen Kenntnis vom Entscheid der St.Galler Regierung. «Primär ist es schon mal gut, dass das Spital Flawil erhalten bleiben soll — in welcher Form auch immer», sagt Metzger. «Wir sind aber auch enttäuscht, dass auf das Angebot des privaten Anbieters nicht eingegangen wird.»

Erhalt von Spital sei positiv

In den nächsten Schritten werde Flawil die Botschaft zur Vernehmlassung der Regierung genau prüfen und genau hinschauen. «Wir sind der Meinung, dass man über so ein Angebot nicht einfach drüber wegschauen kann», sagt Metzger. Immerhin sei der Erhalt des Spitals positiv. «Was noch daraus werden kann, zeigt sich in den nächsten Wochen und Monaten.»

Regierung schlägt Umnutzung zu Alterswohnungen vor

Die Regierung schlägt in ihren Plänen vor, dass das grosse Spitalgebäude in Flawil als Alterswohnheim genutzt werden könne. Dies sei aber ein Vorschlag, der nicht mit der Gemeinde abgesprochen wurde. «Wir denken, dass man die Räumlichkeiten besser nutzen kann – zum Beispiel mit einem Spital, das durch einen privaten Investor betrieben wird», so Metzger.

«Ich möchte zuhören»

Für den Gemeindepräsidenten von Flawil ist aber klar, dass er dem Entscheid der Regierung Gehör schenkt: «Ich möchte zuhören, mich informieren lassen, die eine oder andere Frage stellen und die Gründe für den Entscheid kennen. Dann bin ich primär offen für die Informationen und hoffe, dass sie zu überzeugen vermögen.»

«Werden von der Regierung vorgeführt»

Alois Gunzenreiner, der Gemeindepräsident von Wattwil, möchte sich zu den Vorschlägen der Regierung nicht gross äussern. Er sagt lediglich: «Seit eineinhalb Jahren werden wir von der Regierung vorgeführt.» 

«Es droht ein Gesundheitsnotstand»

In einer Mitteilung schreibt der Förderverein Spital Wattwil, wo Gunzenreiner Präsident ist, doch: «Für den Förderverein Regionalspital Toggenburg Wattwil ist die Versorgung im Toggenburg mit der Spitalstrategie, welche die Regierung heute präsentiert hat, nicht langfristig gesichert. Es droht ein Gesundheitsnotstand.» 

Förderverein hat kein Vertrauen mehr

Weiter heisst es in der Mitteilung, dass der Förderverein die Botschaft der Regierung sehr kritisch prüfen werde. Dem Verein falle es schwer, wieder Vertrauen in die St.Galler Regierung zu fassen. «So, wie diese heute den Medien ihre neue Spitalstrategie vorgestellt hat, zeichnet sich ab, dass die Erwartungen des Vereins nicht erfüllt werden und die Gesundheitsversorgung im Toggenburg langfristig nicht gesichert ist.»

«Wo bleibt da die Seriosität?»

Wattwil schlug vor, den Weiterbetrieb des Spitals durch eine Kooperation verschiedener Leistungserbringer aufrechtzuerhalten. Ein kleines stationäres Angebot im Bereich Akutgeriatrie und Sucht hätte weitergeführt werden sollen. «Die Regierung hat das Modell der Gemeinde nicht mal geprüft, sondern lediglich als ‹Vorschlag› besprochen und verworfen. Wo bleibt da die Seriosität?», fragt sich Gunzenreiner, Gemeindepräsident von Wattwil und Präsident «Förderverein Regionalspital Toggenburg Wattwil», in der Medienmitteilung.

In Wil investieren, Wattwil abschreiben

Die Regierung wolle in Wattwil 45 Millionen Franken abschreiben. Zugleich kündige sie an, dass in Wil über 150 Millionen Franken investiert werden sollen. «Wir fragen uns, ob die Regierung bereits vergessen hat, dass in Wattwil schon über 50 Millionen Franken neu investiert wurden», sagt Gunzenreiner.

«Regierung will hinterher alles geradebiegen»

Zum Abschluss sagt der Wattwiler Gemeindepräsident: «Die Regierung nimmt in Kauf, dass eine erhebliche Unsicherheit bestehen bleibt, dass der Volkswille missachtet wird und dass in Wattwil Steuergelder vernichtet und neue in Wil eingesetzt werden sollen. Sie will das nun quasi hinterher geradebiegen. Wir sind gespannt, wie sie das erfolgreich dem Kantonsrat und der Bevölkerung erklären will.»

Hier die Reaktionen der Parteien im TVO-Beitrag:

Quelle: TVO

veröffentlicht: 23. Oktober 2019 20:24
aktualisiert: 23. Oktober 2019 20:24
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige