Es sei ein «grober Klotz», der mitten in der Stadt nichts verloren habe, sagt Rentner Alex Fürer. Seit Jahren kämpft er gegen ein neues Seniorenheim auf dem Areal des Andreas-Zentrum in Gossau. Der selbsternannte «Ur-Gossauer» hat schon sein ganzes Leben ebenda verbracht, sein Vater war Gemeindepräsident. Dass jetzt ein grosses Heim mit hundert Betten ins Zentrum gestellt werden soll, stösst Fürer sauer auf.
«Übergrosser Block passt hier nicht rein»
«Mit dem Neubau gäbe es eine grobe Veränderung im Quartier», sagt der 86-jährige Rentner. Rundherum stünden Zwei- bis Dreifamilienhäuser, teils auch älteren Baujahrs. «Und jetzt kommt ein riesiger, ein übergrosser Block, der hier nicht reinpasst», sagt Fürer echauffiert. Speziell an der Grösse stört sich der Einspracheführer des Projekts «Sana Fürstenland». Im Vergleich zum heutigen Andreas-Zentrum wäre der Neubau drei Mal so gross.
Fürer rennt schon seit Jahren gegen das neue Heim an. 2013 hat das Gossauer Stimmvolk der Sana Fürstenland den Auftrag gegeben, ein neues Seniorenheim zu planen. Seither hat Fürer immer wieder Einsprachen eingelegt. Diese wurden zwar abgelehnt, sie zeigten aber auch, dass Verfahrensfehler gemacht wurden. So erwirkte Alex Fürer eine Neuauflage. Dadurch verzögerte sich das Bauvorhaben.
Der Beitrag von TVOGeduld geht zur Neige
Bei der Verwaltungsratspräsidentin der Sana Fürstenland, Kathrin Hilber, ist die Geduld langsam aber sicher aufgebracht. Sie will das neue, bis zu 40 Millionen Franken teure Heim bauen. Die Bagger hätten schon lange auffahren sollen. Die zahlreichen Einsprachen verzögern das Projekt aber immer wieder. «Ich muss mich seit geraumer Zeit disziplinieren, was meine Geduld anbelangt», sagt die ehemalige St.Galler Regierungsrätin. Das Wesentliche sei aber, dass die Sana Fürstenland nun endlich vorwärts machen könne.
«Das ist ein Thema, das in Gossau schon viele Jahre auf dem Tapet ist», sagt Hilber. Eine Änderung der Pläne, um Alex Fürer entgegen zu kommen, stünde allerdings nicht zur Diskussion, macht Hilber klar. Die Sana Fürstenland AG bleibt beim Standort auf dem Andreas-Areal. «Der Ort ist ideal. Er liegt nahe beim Bahnhof, nahe bei den Läden und bei der Kirche. Alte Menschen müssen integriert und nicht an den Rand des Dorfes oder der Gesellschaft gedrängt werden.» Der Standort sei ein Glücksfall für Gossau, sagt Hilber.
Auch die Stadt will den Neubau unbedingt
Eine neues Heim sei dringend nötig, so der Tenor auch bei der Stadt Gossau. Zwar gibt es bereits zwei Altersheime in der Stadt, diese seien allerdings schon so alt, dass man niemandem zumuten könne, dort weiterhin zu wohnen, sagt Helen Alder Frey, CVP-Stadträtin von Gossau: «Hier geht es um Menschen. Diese Menschen sollen menschenwürdig leben können.» Auch das Personal soll unter guten Bedingungen arbeiten. All diese Gründe seien einerseits eine grosse Herausforderung, andererseits auch der Grund, warum ein neues Heim so dringend benötigt werde, schliesst Alder Frey.
Fürer will Einsprache an den Kanton weiterziehen
Der Neubau soll die beiden alten Altersheime ersetzen. Dagegen sei grundsätzlich nichts einzuwenden, heisst es bei Alex Fürer. Nur der «Klotz» ist ihm ein Dorn im Auge. Darum werde er auch weiterhin dagegen ankämpfen und einsprechen. Wieder macht er geltend, dass kein rechtsstaatlich korrektes Verfahren erfolgt sei. Wird die jüngste Einsprache bei der Stadt abgewiesen, will er sie an den Kanton weiterziehen. Falls es soweit kommt, würden noch einige Jahre ins Land ziehen, bis die ersten Bagger auf dem Andreas-Areal auffahren.