Quelle: FM1Today/Tobias Lenherr/Tim Allenspach
«Ich glaube, die Leute müssen es selbst merken. Wenn man ein, zwei Wochen im Stau gestanden hat, dann beginnt man zu überlegen, was man selbst ändern könnte.» Für die Regierungsrätin und Vorsteherin des St.Galler Bau- und Umweltdepartements Susanne Hartmann ist klar, dass nicht alle Autofahrerinnen und Autofahrer, die im Grossraum St.Gallen unterwegs sind, sofort realisieren werden, dass die Kapazitäten der Stadtautobahn in den kommenden knapp zwei Jahren kleiner sind, wie sie im Gespräch mit FM1Today sagt.
Je eher sich die Leute anpassen, desto weniger gibt es Chaos
Dabei ist eine Verhaltensänderung der Verkehrsteilnehmenden unabdingbar, um den Verkehrskollaps in St.Gallen während des intensivsten Teils der Hauptarbeiten zu verhindern.
Es gilt: Je früher die Leute ihr Mobilitätsverhalten anpassen, desto weniger Stunden werden die St.Gallerinnen und St.Galler in den kommenden Monaten im Stau verbringen. Denn die Kapazität der Stadtautobahn ist in den Stosszeiten bereits jetzt knapp. Und das Problem wird durch die Sanierung verschärft, weil in der Bauphase zwischen Februar 2022 bis Ende 2023 auch tagsüber intensiv gearbeitet wird.
Eine Spur weniger in Richtung St.Margrethen
Damit die Arbeiten durchgeführt werden können, ist im Bereich zwischen Sitterviadukt und Kreuzbleiche teilweise die Sperrung einer Spur in Fahrtrichtung St.Margrethen vonnöten, auch am Tag. Nachts ist die Autobahn wie bereits in der ersten Phase manchmal ganz gesperrt. Das erklärten die Vertreter des Bundes, des Kantons und der Stadt St.Gallen an einer Medienkonferenz am Mittwoch.
Guido Biaggio, Vizedirektor des Bundesamts für Strassen (Astra), rechnet vor: «Die Kapazität der Autobahn während dieser Sanierungsphase beträgt 3300 bis 3500 Autos in der Stunde. Aktuell haben wir in den Stosszeiten normalerweise etwa 4000 Fahrzeuge, die den Streckenabschnitt passieren. Es braucht also eine Reduktion von ungefähr 500 Fahrten pro Stunde.»
Reihe von Massnahmen geplant
Wie wollen die Behörden gewährleisten, dass der Verkehr nicht kollabiert? Nebst den erwähnten Verhaltensänderungen der Bevölkerung gibt es eine ganze Reihe von Massnahmen, die die Probleme im Zaum halten sollen: Einige besonders stark befahrene Abschnitte, zum Beispiel zwischen St.Fiden und Neudorf, sollen ohne Spurabbau saniert werden. An den Tunnels Schoren und Rosenberg wird gar nur nachts gearbeitet.
Weiter gibt es eine Dosieranlage bei der Einfahrt in Winkeln. Die Idee: Nur alle drei Sekunden leuchtet die Ampel grün auf und ein Auto darf sich auf die Autobahn begeben. Und zu guter Letzt sollen auch die Voraussetzungen für den ÖV verbessert werden, dies mit zusätzlichen Bussen, die zur Verfügung stehen und teilweise temporären Busspuren. Gewisse Haltestellen werden zudem so umplatziert, dass Busse im Verkehr mehr bevorzugt werden.
Wer nicht hören will, muss fühlen?
Um der St.Galler Bevölkerung zu verklickern, wie wichtig das Anpassen des eigenen Mobilitätsverhaltens ist, fahren die Behörden die vielbeachtete und nicht unumstrittene Informationskampagne mit dem Specht «Fredi Vogl» als Maskottchen. Zentral ist unter anderem die Botschaft: Bei Stau soll man auf der Autobahn bleiben und nicht auf das städtische Netz ausweichen. Denn: «Das städtische Netz kann keine zusätzlichen Autos aufnehmen. Wenn Autofahrer bei Stau in die Stadt fahren, bricht der Verkehr zusammen und davon wären auch die Busse betroffen», sagt Regierungsrätin Hartmann.
Wie eingangs erwähnt, sind die Behördenvertreter nur bedingt zuversichtlich, dass Verkehrskollapse von Beginn weg komplett verhindert werden können. «Wir können nicht ausschliessen, dass es Stau gibt», sagt auch Guido Biaggio.
«Wenn die Zürcher es schaffen, bringen es die St.Galler auch hin»
Dass die Leute aber früher oder später begreifen würden, dass sie sich anpassen müssen, sei ziemlich sicher, wie ein anderer Astra-Vertreter mit Verweis auf ein ähnliches Projekt in Zürich und die dortigen Erfahrungen erklärt. «Wenn die Zürcher es schaffen, bringen es die St.Galler hoffentlich auch hin», sagt er und sorgt damit für ein Schmunzeln unter den anwesenden Journalistinnen und Journalisten.
Die Frage ist nur, wie viele Stunden im Stau dafür verbracht werden müssen.