Auf den ersten Blick sind die Gehaltsunterschiede zwischen Vorarlberg und der Schweiz massiv. Laut einem Bericht von ORF verdient etwa ein gelernter Maler in Österreich zu Beginn seiner Karriere nur 2300 Euro – ein paar Kilometer weiter sind es 4600 Franken.
Auch im schulischen Bereich lässt sich fast das Doppelte verdienen: Eine ausgebildete Lehrkraft beginnt in Österreich bei etwa 3200 Euro, in der Schweiz sind es laut Bericht 6400 Franken. Trotzdem stagniert die Zahl der Grenzgängerinnen und Grenzgänger seit fünf bis sechs Jahren und verharrt auf dem gleichen Niveau.
Derzeit arbeiten gut 8300 Personen aus Vorarlberg in der Schweiz – das sind etwa 2 Prozent der Gesamtbevölkerung des Bundeslands.
Doppelter Monatslohn ist nicht alles
Geld ist aber nun mal nicht alles. Denn die Arbeitsbedingungen sind in der Schweiz nicht zwingend besser. Für den erwähnten Lohn müssen Lehrpersonen in Vorarlberg nämlich nur 22 Schulstunden geben, auf der Schweizer Seite des Rheins sind es 29 oder sogar 30 Wochenstunden.
Durchs Band scheint die Schweiz bei der Arbeitszeit an Attraktivität eingebüsst zu haben. Lukas Auer, Präsident des Thurgauer Gewerkschaftsbundes, sagt gegenüber «ORF» sogar, die Zeit des Lohnparadieses Schweiz sei vorbei.
In Branchen mit Gesamtarbeitsvertrag bewege sich die Wochenarbeitszeit zwischen 40 und 45 Stunden – doch viele Arbeitgeber gingen mit der maximal zulässigen Arbeitszeit von 50 Stunden an die Grenze. Und: In Österreich gibt es ein 13. und sogar ein 14. Gehalt, in der Schweiz unter Umständen nur 12.
Ferien, Feiertage, Lohnanstieg
Für Vorarlbergerinnen und Vorarlberger ein Grund, nicht mehr über die Grenze zu gehen. Hinzu kommen die gesetzlich festgeschrieben fünf Wochen Ferien in Österreich verglichen mit unseren vier, weniger Feiertage und nicht zuletzt: Das drüben stärker steigende Lohnniveau.
Laut Herbert Fechtig, Obmann des Grenzgängerverbands Vorarlberg, stiegen die Gehälter im Bundesland zuletzt stärker an als in der Schweiz. Da sich die Gehaltsunterschiede verringern, müsse man sorgfältig abwägen, ob sich ein beruflicher Wechsel überhaupt noch lohne.
Laut Fechting muss der Bruttolohn dazu mindestens 30 Prozent höher sein – und auch der Frankenkurs müsse mitspielen.
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(thc)