«Übergangsweise» soll das in diesem Monat geschlossene Pflegezentrum Linthgebiet in Uznach als Asylzentrum genutzt werden. So schreibt es der Kanton in einer Mitteilung (FM1Today berichtete). Die Asylzentren im Kanton St.Gallen sind derzeit zu 85 Prozent ausgelastet, dies sei auf die momentane Situation an der Ostgrenze zurückzuführen, sagt der St.Galler Sicherheitsdirektor Fredy Fässler gegenüber FM1Today: «Wir schauen, was auf der Welt passiert beim Thema Asyl.»
Dahingehend sei es «hochwahrscheinlich», dass sich die Lage bis im Frühling wieder anspannen dürfte. In letzter Zeit seien die Asylzahlen rückläufig gewesen, sagt Fässler: «Das liegt natürlich auch an Covid. Die Grenzen waren zu. Aber das wird sich jetzt wieder verändern und darauf müssen wir uns vorbereiten.» Geht alles nach Plan, sollen die ersten Asylbewerber bereits im Sommer ihre Zimmer in Uznach beziehen.
Dass sich der Kanton auf potenziell steigende Asylzahlen vorbereiten muss, leuchtet auch dem Uzner Gemeindepräsident Diego Forrer ein. Trotzdem sagt er: «Ich habe keine Freudensprünge gemacht, als ich das zu Kenntnis genommen habe.» Im Gemeinderat habe er die Pläne des Kantons dann jedoch «nüchtern analysiert».
«Besser als eine Brache»
Schliesslich sei man zum Schluss gekommen, dass es Sinn ergebe, das Pflegezentrum zwischenzunutzen, wenn der Migrationsdruck gross ist. «Eine Zwischennutzung ist besser als eine Brache», so Forrer. Der CVP-Politiker räumt ein, dass der Stilllegungsprozess bereits über die Bühne gegangen ist. Am 2. Februar habe die letzte Person das Pflegezentrum verlassen: «Sämtliche Bewohnenden haben eine sehr gute Anschlusslösung gefunden.»
Grundeigentümer des Pflegezentrums ist nicht die Gemeinde Uznach, sondern der Zweckverband Pflegezentrum Linthgebiet. Deswegen steht der Kanton auch mit diesem in Vertragsdiskussionen. Der Gemeinderat Uznach muss lediglich dem Umnutzungsgesuch des Kantons stattgeben. Der Kanton zahlt Miete und kommt auch für einen allfälligen Umbau auf. Auch Forrer hat grundsätzlich nichts gegen Asylzentren im Linthgebiet einzuwenden: «Im Asylbewerberzentrum Amden und auch im temporären Zentrum in Weesen waren die Erfahrungen sehr gut.»
Was ist mit der Bevölkerung?
Dass die Uznerinnen und Uzner auf die Barrikaden gehen werden, hält Forrer für unwahrscheinlich: «Mir ist es wichtig, dass die Bevölkerung sauber informiert wird. Ich kann aber nicht ausschliessen, dass es Kritik geben wird.» Man werde spüren müssen, ob in der Gemeinde der Schuh wegen eines temporären Asylzentrums drückt.
Eine breite Informationskampagne in Form einer Podiumsdiskussion sei «grundsätzlich möglich». Pläne dafür sind in der Gemeinde aber noch nicht in konkreter Form vorhanden. Anders beim Kanton: «Es wird eine Infoveranstaltung geben, an welcher ich mich den – durchaus auch kritischen – Fragen stellen werde», verspricht Sicherheitsdirektor Fredy Fässler.