Quelle: tvo
Bereits mehr als eine Million Menschen sind aus der Ukraine geflohen. Sie wollen raus aus dem Kriegsgebiet und damit ihr Leben retten. Denn dieses ist in Gefahr, die russische Armee nimmt unentwegt grosse ukrainische Städte wie Mariupol oder Charkiw ins Visier. Zudem häufen sich Berichte über gezielte Attacken auf Wohngebiete.
180 Ostschweizer Familien sind bereit, Flüchtlinge aufzunehmen
Bei dieser Lage vor Ort scheint es geradezu wahnwitzig, sich jetzt in das kriegsgebeutelte Land begeben zu wollen. Doch genau das ist der Plan von Marco Ecknauer. Er lebt seit zwei Jahren mit seiner Familie in St.Gallen. Vorher verbrachte er einen grossen Teil seines Lebens in der Ukraine, wohnte in Kiew. Er lernte seine Frau Inna kennen, die halb Ukrainerin, halb Russin ist und zog mit ihr gemeinsam die Kinder dort auf, wo jetzt Kriegsgebiet ist.
Weil Ecknauer dem Leid in seiner zweiten Heimat nicht tatenlos zusehen will und nach wie vor Freunde und Familie im Land hat, haben er und seine Familie einen Entschluss gefasst. Gemeinsam mit der Katholischen Pfarrei Teufen Bühler Stein haben die Ecknauers 180 Familien gefunden, die bereit sind, ukrainische Flüchtlinge bei sich aufzunehmen.
Keine ungefährliche Reise
Um diese in die Schweiz zu bringen, reist Ecknauer selbst in die Ukraine. Bereits in der Nacht auf Dienstag geht es per doppelstöckigem Car inklusive zweier Anhänger los. Eigentlich wollte seine Frau Inna ihn begleiten, die Flüchtenden sollten an die polnische Grenze kommen.
Doch innert weniger Stunden vor der Abfahrt veränderte sich die Lage nochmals. «Wir gehen jetzt ins Land rein. Und wir haben entschieden, dass nur ich gehe», sagt Ecknauer. Die Begründung für diesen Entscheid zwingt ihn, tief Luft zu holen: «Wir haben eine junge Tochter, sie ist 18. Da meine Frau 17 Jahre jünger ist als ich, haben wir entschieden, dass es für unsere Tochter besser ist, eine junge Mutter als einen alten Vater zu haben.»
Dass ihm tatsächlich etwas zustösst, wenn er sich auf ukrainischem Boden befindet, glaubt Ecknauer zwar nicht. Dennoch sagt er klar: «Es ist eine Sicherheitsmassnahme.»
Rückkehr am Donnerstag – wenn alles nach Plan läuft
Ausgerüstet mit Kleidern, Medikamenten und Nahrungsmitteln macht sich der Tross in der Dienstagnacht auf in den Osten. Klappt die Mission wie gewünscht, kehren Ecknauer und die anderen Helfer bereits am Donnerstag in die Ostschweiz zurück – es bleibt zu hoffen, dass der Plan aufgeht.
(con)