Quelle: tvo
Zweifacher Tour de Suisse-Sieger, doppelter Bergetappen-Sieger an der Tour de France, Zürcher Meister. Aber auch: Doping-Sünder, Millionen-Schuldner, Bordell-Betreiber und Ersatzteilhändler. Das alles war Beat Breu – und trotzdem ist er noch viel mehr.
Der 64-jährige St.Galler ist eine Kultfigur. Ein bunter Hund, ein Phänomen. Einer der den Erfolg genauso kennt wie den tiefen Fall. Einer, der sich selbst nicht zu ernst nimmt und nicht trotz, sondern wegen seiner Fehlschläge «einer von uns» ist.
Auch wenn kaum «einer von uns» ein Lied der Band Dachs über sich bekommen hat. Oder irgendein Lied. Was Beat Breu auch noch ist: Zirkusdirektor. Und Gast in der TVO-Sendung «Im Zug mit» vom Dienstagabend.
Zirkusbegeisterung von klein auf
«Ich bin in der St.Galler Kreuzbleiche aufgewachsen», sagt Beat Breu im Gespräch mit Moderatorin Natascha Verardo, «Und ausser dem Zirkus Knie kamen alle Zirkusse dorthin. Ich habe damals mit den Zirkuskindern zusammen gespielt.»
Zirkus blieb Breus Leidenschaft. Heute betreibt er selbst einen, kürzlich stellte er eine Weihnachtsshow im Toggenburg auf die Beine. «Das war sehr schwierig. Im Toggenburg sind viele Leute ungeimpft, bei uns braucht es jedoch das Zertifikat. Viele haben abgesagt. Wir haben schon Publikum, aber es ist an der unteren Grenze.»
«Riesenprobleme» mit den Artisten
Immer in Bewegung zu bleiben, von Ort zu Ort zu ziehen, das sei für ihn der Reiz am Zirkus. Beim Zusammentrommeln seiner Artistentruppe habe es jedoch durchaus Hindernisse gegeben: «Wir hatten Riesenprobleme. Eine tschechische Artistenfamilie konnte nicht ausreisen – diese konnten wir dann im letzten Moment mit Leuten aus Mexiko ersetzen.»
Trotzdem sei das Programm wunderbar geworden – auch dank einer Schweizer Tanzgruppe. Und den beiden Eseln, die Beat Breu auf die Bühne führt.
«War mir zuwider»
Bühnenerfahrung hat Beat Breu mehr als genug. Gegen Ende seiner Radkarriere versuchte sich Breu als Komiker – und tourte jahrelang durch die Deutschschweiz. Aber nicht immer ganz freiwillig. «Auf die Bühne wollte ich eigentlich nicht. Man hat mich damals dazu überredet, obwohl es mir zuwider war», sagt Breu. Auch inhaltlich habe er nicht immer dahinter stehen können.
Dazu gezwungen war er wegen einer finanziellen Notlage. Beat Breus Bruder vernichtete bei illegalen Immobiliengeschäften sein ganzes Vermögen und stürzte ihn in die Schulden.
Besonders enttäuscht zeigt sich Breu dabei von den beteiligten Banken und ihren Direktoren. «Da habe ich Sachen erlebt. An der Tour de Suisse haben sie mir das Trikot angezogen – und danach haben sie mich nicht mehr gekannt. Dieselben Herren!»
Auch wenn er sich hintergangen fühlt, verbittert ist Breu nicht: «So ist halt das Leben. Andere werden krank und können auch nichts machen. Einen Rucksack hat sehr wahrscheinlich jeder an.»