Quelle: TVO
Es vergeht momentan kein Tag ohne neue Schlagzeile rund um die HSG. Auslöser ist ein Plagiatsvorwurf. Ein Professor soll systematisch plagiiert und Arbeiten von Studierenden als eigene ausgegeben haben. Zudem soll ein anderer Professor, welchen den fehlbaren Kollegen bei seiner Habilitation betreute, Studierenden und Mitarbeitenden via Anwaltsschreiben gedroht haben – und dies im Namen der Universität. Die HSG hat sich mittlerweile von dem Schreiben distanziert.
Politik hüllt sich in Schweigen
Doch nicht nur das Verhalten der Professoren gibt zu reden, sondern auch die Art, wie die Universität kommuniziert. Lange wurde geschwiegen, bis sich HSG-Rektor Bernhard Ehrenzeller zur Plagiatsaffäre äusserte. Und auch die Politik in Form des Universitätsrates hüllte sich in Schweigen – bis jetzt. Gegenüber TVO bezieht Universitätsratspräsident und zuständiger Regierungsrat Stefan Kölliker Stellung.
Als Grund für die lange Funkstille nennt Kölliker zum einen den Umstand, dass immer etwas Neues hinzugekommen sei und man sich beim Universitätsrat wie auch bei der Universität zuerst einen Überblick verschaffen musste. Zum anderen sei es primär die Aufgabe des Rektors, in solchen Dingen zu kommunizieren.
Kommunikation soll bald folgen
Kölliker betont im Gespräch aber auch, dass man beispielsweise beim Plagiatsvorwurf früh reagiert habe und die Vorwürfe prüfte. Der Universitätsrat sei vor Monaten in Kenntnis gesetzt worden. Man prüfe nun, ob es weitere Massnahmen benötige. «Der Schaden für die HSG könnte immens sein. Darum müssen wir Massnahmen ergreifen, um den Schaden zu beseitigen und vieles klären können», erklärt Kölliker. Wie die Massnahmen genau aussehen sollen, wollte Kölliker nicht ausführen. Laut des Universitätsratspräsidenten werde man aber bald gemeinsam mit der HSG kommunizieren.
Dass er seine politische Verantwortung nicht wahrnehme, verneint Kölliker: «Man muss diese wahrnehmen, wenn man sehen würde, dass das Rektorat seine Aufgabe nicht wahrnehmen würde. Aber das ist ja nicht der Fall.» Der Rektor und seine Kolleginnen und Kollegen seien intensiv damit beschäftigt, die Vorwürfe zu überprüfen. Dies müsse seriös passieren. Denn Kölliker betont, dass die HSG auch gegenüber den Arbeitnehmenden Verpflichtungen habe.
HSG leitet nächste Schritte ein
Am Dienstagabend teilte dann auch die HSG ihre nächsten Schritte via Medienmitteilung mit. So untersuche die HSG bereits, ob und in welchem Umfang Bachelor- oder Masterarbeiten von Studierenden unzulässigerweise im Namen des betreuenden Professors veröffentlicht wurden. Bis jetzt habe man Kenntnis von einem konkreten Fall.
Ebenfalls wird die Habilitation des Professors nochmals unter die Lupe genommen, da neue Vorwürfe laut wurden. Zwar habe dort eine eigene Abklärung ergeben, dass kein Plagiat vorliege, man nehme die Vorwürfe aber ernst. Das St.Galler Tagblatt, welche die Vorwürfe publik machte, werde der HSG ihre Untersuchungsergebnisse übergeben. Dabei wird geprüft, ob neue Fakten auf dem Tisch liegen, die eine wiederholte Untersuchung der Habilitationsschrift nach sich ziehen müssen.
Abschliessend will die HSG die Studierenden, die ursprünglich auf die Verdachtsmomente gegen die fragliche Habilitation hingewiesen haben, zum persönlichen Gespräch mit dem Rektor einladen. Bisher hatte man nur mit der Anwältin der Studierenden zu gesprochen. Im Rückblick räumt die HSG ein, dass es angemessener gewesen wäre, auch direkt mit den Betroffenen zu sprechen, um deren Sorgen aufzunehmen.
(red.)