«Wir hatten sicher nicht weniger zu tun», sagt Florian Schneider, Mediensprecher der St.Galler Kantonspolizei. «Als der Bundesrat der Bevölkerung riet: ‹Bleiben Sie zu Hause›, waren wir draussen.» Im Frühjahr hatten vor allem Lärmklagen die Polizei beschäftigt. Ein grosses Thema war die Poserproblematik. Auch Abstandsregeln und Gruppengrössen mussten von der Polizei kontrolliert werden. Dafür gab es weniger Verkehrsunfälle aufgrund der tiefen Mobilität.
Polizisten bekamen Update in der Nacht per Mail
Die Regeln des Bundesrats änderten sich schnell, die Polizei wurde vermehrt wegen anderer Probleme gerufen. «Auch wir sassen dieses Jahr oft vor dem Fernseher, um die Medienkonferenz des Bundesrats zu verfolgen», so Schneider. Die Polizei habe auch erst dann erfahren, was ab dem nächsten Tag gelte. «Es ist keine einfache Aufgabe, eine so grosse Institution für den nächsten Tag fit zu machen.» Deshalb wurden die Mitarbeitenden oftmals noch am Abend oder in der Nacht per Mail informiert.
Im Sommer normalisierten sich das Leben und die Einsätze der Polizei, bevor es im Herbst bereits wieder mit Corona-Bestimmungen anzog. Seither wird die Polizei öfters wegen Streit bei den Leuten zu Hause gerufen. «Es scheint, als würden die Menschen öfter ihre Nerven verlieren. Sie wünschen sich dann die Hilfe der Polizei.» Doch den Streit klären könne die Polizei oftmals nicht. «Von Anfang Juli bis Ende November hatten wir doppelt so viele Interventionen wegen Streitigkeiten im Vergleich zum Vorjahr», so Florian Schneider. Über 500 solcher Einsätze habe es bei der Polizei gegeben.
Grosse Taten waren Canyoning-Unglück und Schusswaffeneinsatz
Zu Gewalttaten sei es dieses Jahr aber gefühlt weniger gekommen. «Normalerweise spielt der Ausgang, der dieses Jahr oft wegfiel, eine grosse Rolle.» Auch schwere Taten seien eher ausgeblieben. "Das Canyoning-Unglück in Vättis und der Schusswaffeneinsatz in der Stadt St.Gallen gehörten zu den grösseren Ereignissen." Ob Gewalttaten und Verkehrsunfälle aber tatsächlich abgenommen und welche Einsätze zugenommen haben, wird sich erst in der Kriminalstatistik im kommenden Jahr zeigen.