Eine mehrtägige Suchaktion brauchte es, um im vergangenen August einen 55-jährigen Mann ausfindig zu machen, der im Grabserberger Voralpsee untergegangen war. Mithilfe eines Sonargeräts wurde seine Leiche im elf Grad kalten Seegrund geborgen.
Handyempfang schlecht bis inexistent
Nun reagiert die Gemeinde auf den Unglücksfall – mit dem schweizweit ersten Notruftelefon an einem See. «Der Handyempfang am Voralpsee ist stark eingeschränkt bis gar nicht erst vorhanden», sagt Joël Rodi, Präsident der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft (SLRG) Sektion Mittelrheintal. Dank des Notfalltelefons könne eine sichere Verbindung zum Notruf 144 hergestellt werden.
Im August 2019 war eine Person ins Wasser gegangen, um dem 55-Jährigen zu helfen. «Eine weitere Person lief so weit hoch, bis das Handy wieder Empfang hatte, und schlug Alarm», erklärt Rodi. Weil der Mann längere Zeit unter Wasser war, hätte wohl auch eine schnellere Unterstützung durch die Rettungskräfte wenig gebracht, so Rodi. «Grundsätzlich gilt es aber, die Zeit, bis der Rettungsdienst eintrifft, möglichst kurz zu halten.»
Defibrillator im Kiosk
Das Notruftelefon kann auch für medizinische Notfälle, die sich ausserhalb des Wassers abspielen, verwendet werden. Weiter wurde der örtliche Kiosk mit einem Defibrillator ausgestattet. Und auch Rettungsringe werden ab diesem Sommer am Voralpsee zu finden sein.
Rodi kann sich vorstellen, dass es künftig auch an anderen Gewässern Notruftelefone geben wird. «Viele haben beim Baden kein Handy dabei. Zudem wissen die Disponenten in der Notrufzentrale genau, wo sich der Anrufer befindet.» Das Telefon in Grabserberg stammt von der Björn-Steiger-Stiftung in Deutschland, die ursprünglich Notruftelefone für die Autobahn herstellte.
«Viele unterschätzen Gefahren»
Viele Schweizerinnen und Schweizer verbringen den diesjährigen Sommer in der Heimat und damit auch an den heimischen Seen und Flüssen. Einige seien sich der Gefahren nicht bewusst, sagt Rodi. «Sie unterschätzen die Strömung oder springen in unbekannte Gewässer und ziehen sich dabei wüste Verletzungen zu.» Es sei «nicht ausgeschlossen», dass es zu einer Häufung von Badeunfällen komme. Deshalb habe die SLRG nun eine Informationskampagne lanciert, die insbesondere junge Leute ansprechen solle.