Lichterlöschen in Rorschach und Flawil. Und auch in Heiden. Die Schliessung drohte auch dem Spital Walenstadt. In letzter Minute konnte dieses noch den Hals aus der Schlinge ziehen – und Zeit gewinnen. Denn: Graubünden hatte Interesse am Spital im Sarganserland signalisiert. Das Kantonsparlament beauftragte daraufhin die Regierung, eine Kooperation zu prüfen. Auch die Sarganserländer Gemeinden engagierten sich für eine Kooperation mit Graubünden. Sie zeigten sich interessiert, das Spital zu kaufen. Die Gemeinden als Eigentümer, das Kantonsspital Graubünden als Betreiber – so sollte es laufen und so sollte es klappen, das Spital für die Region zu erhalten. Doch nun kommt es anders: Der Käufer hat gewechselt. Das Spital Walenstadt geht ans Kantonsspital Graubünden.
Der St.Galler Gesundheitschef Bruno Damann bestätigt auf Anfrage eine entsprechende Meldung des «Sarganserländers». Es treffe zu: «Graubünden kauft das Spital Walenstadt.»
Wie reagieren die Gemeinden?
Der Entscheid fiel Mitte dieser Woche an einer Sitzung mit allen Beteiligten: Die Immobilie geht für rund acht Millionen Franken nach Graubünden. Gleichviel hätten die Sarganserländer Gemeinden bezahlen müssen. Der Preis ist nicht übertrieben: Der Bilanzwert des Bodens betrug Ende 2020 nämlich 6,4 Millionen Franken, jener der Gebäude 11,4 Millionen. Unbestritten ist: Die Liegenschaft muss saniert werden. Die Schätzungen gehen von bis zu 50 Millionen notwendigen Investitionen aus, so hiess es an einem Informationsanlass im Spätsommer in Walenstadt. Die Gemeinden muss dies nun nicht mehr kümmern. Denn gehört die Liegenschaft erst einmal den Bündnern, ist nicht nur der Betrieb des Spitals, sondern auch die Sanierung in deren Verantwortung.
Die Sarganserländer Gemeinden stünden hinter der getroffenen Lösung, tönt es aus Graubünden. Gesundheitschef Damann bestätigt: «Die Gemeinden zogen sich zurück.» Christoph Gull, Flumser Gemeindepräsident und eine der treibenden Kräfte hinter dem Spitalkauf durch die Gemeinden, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Noch im Sommer hatten Flums, Mels, Pfäfers, Quarten, Sargans, Vilters-Wangs und Walenstadt in einer Absichtserklärung ihren Willen bekundet, die Idee von einem Kauf des Spitals weiter zu verfolgen. Bad Ragaz hatte sich damals dagegen entschieden. Zuletzt sind aber auch in andern Gemeinden kritische Stimmen aufgekommen.
Scheitert der Rettungsplan, werden die Lichter gelöscht
Bis Ende Januar sollen nun noch sämtliche Einzelheiten des Verkaufs geklärt werden. Verkäufer des Spitals ist nicht der Kanton, sondern der Spitalverbund. Der Kanton habe aber ein Vorkaufsrecht, sagt Damann. Die Regierung müsse daher an einer ihrer nächsten Sitzung noch beschliessen, ob sie darauf verzichtet. Laut Damann dürfte dies unbestritten sein. Der Spitalverkauf an sich kommt nicht ins Kantonsparlament. So wie dies auch beim Verkauf des Spitals Wattwil an die Gemeinde und beim geplanten Verkauf des Spitals Flawil an das private Pflegeunternehmen Solviva nicht der Fall ist.
Ist der Verkaufsvertrag dereinst unterzeichnet, ändert sich damit die Rolle des Kantons: Er würde Walenstadt dann aus seiner eigenen Spitalstrategie entlassen und ähnlich behandeln wie eine Privatklinik – sprich: Es würden Leistungsvereinbarungen getroffen. So könnte das Spital Walenstadt am 1. Januar 2023 neu durchstarten. Zuvor muss die St.Galler Regierung dem Parlament allerdings noch die Pläne zur Zukunft des Spitals Walenstadt vorlegen – und dann muss dieses entscheiden, ob es das Sarganserländer Spital springen lässt. Scheitert der Rettungsplan, werden auch in Walenstadt die Lichter gelöscht.