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St.Gallen: Bruno Damann will von seinem Rücktritt nichts wissen

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Nach Rücktrittsforderung – Bruno Damann wehrt sich

· Online seit 02.11.2020, 15:30 Uhr
Die Jungen Grünliberalen und die Juso kritisieren die Haltung des St.Galler Regierungspräsidenten Bruno Damann. Aufgrund einiger Medienaussagen fordert die Juso gar den Rücktritt des Gesundheitsvorstehers – der will derweil nichts davon wissen.

Quelle: FM1Today / TVO

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Der Kanton St.Gallen geht im Bezug auf das Contact Tracing einen speziellen Weg: Seit Samstag müssen nur noch Personen in Quarantäne, die mit einer infizierten Person zusammenwohnen. Diese neuen Massnahmen und die Aussagen des St.Galler Regierungspräsidenten Bruno Damann in Bezug auf die verschärften Massnahmen des Bundes kommen nicht bei allen gut an. Die Jungen Grünliberalen richten sich mit einem offenen Brief an Damann und die Juso fordert den Rücktritt des Gesundheitschefs.

«Unsere Gesellschaft hat es verlernt, zu sterben»

Beide Parteien beziehen sich in ihrer Kritik auf Aussagen, die Bruno Damann nach den Verschärfungen des Bundesrates vergangenen Mittwoch, im Rahmen eines Fernsehinterviews in der Sendung «Zur Sache» des Ostschweizer Fernsehens TVO, machte. Damann kritisierte die Art und Weise, wie der Bundesrat die Massnahmen verschärfte. Es fielen Sätze wie: «Die Geschichtsschreibung wird zeigen, ob Corona schlimmer ist als eine Grippe» oder «Man soll die Todesfälle nicht überbewerten. Sterben gehört zum Leben. Unsere Gesellschaft hat es verlernt, zu sterben.»

Gemäss den Jungen Grünliberalen zeugt es von schlechtem Stil, sich als Gesundheitschef zuerst der Verantwortung zu entziehen und dann die neuen Massnahmen des Bundesrates zu kritisieren. Durch die Fernsehaussagen habe Damann zusätzlich Öl ins Feuer gegossen und «jeglichen Respekt und Anstand gegenüber der Pandemie und ihrer Opfer vermissen lassen», steht im Brief.

«Aussagen wurden aus dem Zusammenhang gerissen»

«Damann verharmlost eine Pandemie, die unser Gesundheitssystem schon im Frühjahr fast überfordert hat», schreibt die Juso. Die Aussagen Damanns und die neuen Contact-Tracing-Regeln seien klare Anzeichen dafür, dass Damann der Krise nicht gewachsen ist, heisst es in der Mitteilung. «Deswegen fordert die Juso den Rücktritt Damanns.»

Bruno Damann seinerseits sagt auf Anfrage von TVO, dass diese Aussagen völlig aus dem Zusammenhang gerissen seien. «Sie entstanden in einer Live-Sendung und kennt man den ganzen Hintergrund, merkt man, das ich es anders gemeint habe.»

So sei er in der Sendung beispielsweise gefragt worden, was er zu Menschen sage, die behaupten, die Grippe sei schlimmer als Corona: «Meine Antwort war dann: ‹Das können wir im Augenblick nicht sagen. Die Geschichtsschreibung wird zeigen, ob Corona schlimmer ist als eine Grippe.›»

Hier die Aussagen von Bruno Damann im TVO-Talk «Zur Sache»:

Quelle: FM1Today / TVO

«Werde mich in Zukunft zurückhalten mit Aussagen»

Ein Rücktritt kommt für Damann zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Frage. Er sieht keinen Grund dafür: «Wenn man anschaut, wie ich es gemeint habe, sieht man klar, dass ich kein Coronaleugner bin.» Er nehme die Lage sehr ernst und hätte der Bundesrat am Mittwoch keine Massnahmen ergriffen, seien die Massnahmen vom Kanton gekommen. «Meine Kritik gegenüber dem Bundesrat gilt nur der Art und Weise, wie die Massnahmen verschärft wurden. Ich hätte mir gewünscht, dass der Bundesrat eine ausserordentliche Lage ausruft», sagt der Gesundheitsvorsteher.

Um Unklarheiten aus dem Weg zu räumen, möchte Bruno Damann mit den Parteien das Gespräch suchen: «Ich werde dem Präsidenten der Jungen GLP klar machen, in welchem Sinn ich die Aussagen machte und dann schauen, ob er immer noch der Meinung ist, ich müsse mich entschuldigen.»

In Zukunft werde Damann mit Corona-Aussagen zurückhaltend sein, obwohl er auch viele positiven Rückmeldungen erhalten habe.

(abl)

veröffentlicht: 2. November 2020 15:30
aktualisiert: 2. November 2020 15:30
Quelle: FM1Today

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