Rund 1500 Kubikmeter Holz liegen alleine in der Stadt St.Gallen nach dem Sturmtief «Sabine» am Boden. Das entspricht rund einem Sechstel der Jahresnutzung, schreibt die Ortsbürgergemeinde St.Gallen. Durch die vielen umgestützten Bäume sind zahlreiche Wanderwege und Strassen gesperrt. Urban Hettich ist Leiter der Abteilung Forst und Liegenschaft der Ortsbürgergemeinde, er spricht mit FM1Today über die aktuelle Gefahr, die von den hängenden Bäumen im Wald ausgeht.
Urban Hettich, ist dieser Sturm, was die Schäden in den Wäldern angeht, aussergewöhnlich?
Ja, er ist aussergewöhnlich, aber die Schäden sind nicht ganz so erheblich wie bei «Burglind» vor zwei Jahren.
Bilder des Sturms zeigen derzeit vor allem umgestütze Bäume. Wie läuft das grosse Aufräumen ab? Was passiert mit all dem Holz?
In den nächsten Wochen werden unsere Mitarbeiter Waldkomplex um Waldkomplex in Angriff nehmen, die Wege öffnen, Bäume entfernen, das Holz aufrüsten und zum Abtransport bereit machen.
Kann das Holz weiterverarbeitet werden?
Ja, das Holz wird, soweit dieses noch verwertbar ist, aufgerüstet und als Sägerei-, Industrie- oder Energieholz verwendet. Es wird auf dem Holzmarkt abgesetzt. Holz, das nicht vom Borkenkäfer befallen werden kann und keine Gefahr für Waldbesucher darstellt, bleibt im Wald liegen und bietet so Lebensraum für zahlreiche, auf Totholz angewiesene, Lebewesen. Das sind vor allem Weisstannen, Buchen oder Eschen.
Bereits im Sommer gab es durch den Borkenkäferbefall sehr viele Bäume, die gefällt werden mussten und deshalb Holz, das teilweise nicht abgesetzt werden konnte. Wird diese Situation durch das Sturmholz verschärft?
Die Nachfrage nach schlechten Holzqualitäten ist aufgrund der grossen Käferschäden vergangenen Sommer tatsächlich leider nur sehr beschränkt vorhanden. Wie gut oder schlecht der Absatz läuft, ist derzeit unmöglich zu sagen. Wir haben noch keinen Überblick über das Ausmass der Schäden und deshalb über die Menge des vorhandenen Holzes.
Welche Auswirkungen haben die eingestürzten Bäume in Gebieten, in denen sie Teil eines Schutzwaldes sind?
In unseren Wäldern (Stadt St.Gallen) sind keine grossflächigen Schäden zu beobachten, welche die Schutzwirkung beeinträchtigen könnten. Es handelt sich vor allem um Einzelbäume und kleine Baumgruppen, die umgeworfen wurden oder geknickt sind.
Leiden auch die Tiere unter den Sturmschäden?
Mir ist diesbezüglich nichts bekannt.
Die Ortsbürgergemeinde St.Gallen warnt davor, aktuell in den Wald zu gehen, da die Bäume eine gefährliche Spannung haben. Was genau ist darunter zu verstehen?
Werden die Bäume vom Sturm geworfen, fallen sie oft nicht ganz auf den Boden, sondern hängen verbogen in der Gegend herum. Gebogenes Holz hat immer eine Spannung drin und wenn man mit der Motorsäge die Bäume bearbeitet, löst sich diese Spannung und das ist für die Arbeiter extrem gefährlich und kann zu tödlichen Unfällen führen. Jeder Arbeiter muss deshalb immer gut einschätzen, wie gespannt ein Baum ist und wo er hineinschneiden darf, ohne einen Unfall zu verursachen.
Der Baum kann in eine andere Richtung spicken?
Genau. Es ist wie eine Art Pfeilbogen, der sich löst, sobald die Spannung gelöst wird.
Deshalb sollte man derzeit den Wald meiden?
Wir raten dringend davon ab, in den kommenden Tagen in den Wald zu gehen. Der Sturm hat nicht alle Bäume vollständig zu Boden gebracht. Einzelne Bäume hängen teilweise noch in anderen Bäumen drin. Bereits durch eine leichte Windböe können sich diese Bäume lösen und fallen. Auch Äste, die in den Bereichen des Weges in den Bäumen hängen, können sich lösen und herunterfallen. Es ist aktuell zu gefährlich für Spaziergänge im Wald.
Wie lange sollte man dem Wald fern bleiben?
Ich gehe davon aus, dass es mehr als vier Wochen dauern wird, bis alle Wanderwege wieder durchgängig sind. Ich empfehle, dass in dieser Zeit nur die Wege gebraucht werden, an denen der Forstdienst bereits gearbeitet und sie wieder freigegeben hat. Man sollte sicher niemals Wegen entlang gehen, in denen noch Bäume liegen und niemals über Bäume steigen.