Quelle: Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland
Die Bilder können verstörend wirken. Mit dieser Warnung beginnt das neue, selbstproduzierte Video der Spitalregion Rheintal-Sarganserland-Werdenberg. Gezeigt wird der Alltag des Pflegepersonals: ständige Bereitschaft, strukturierte Abläufe und grosses Einfühlungsvermögen.
Aber auch: hohe Belastung, die permanente Gegenwart des Todes und eine gewisse Frustration. «Covid-Patient, mittlerweile Tag 58 bei uns – nach knapp einer Woche intubiert worden», sagt eine Pflegefachfrau bei einer Besprechung im Video.
Nach der Krankenvisite spricht Christian Bürkle, Leiter der Intensivstation über die aktuelle Situation: «Dass hier drei Personen pro Tag ankommen, die keine Luft bekommen – das hat uns beeindruckt. Diese Geschwindigkeit, mit der wir die Kapazitätsgrenze unseres Gesundheitssystems erreicht haben. Und das ist eines der besten der Welt.»
Besuch eines ehemaligen Covid-Patienten
Einen ehemaligen Intensivpatienten begrüsst der Oberarzt herzlich. Der 71-Jährige war 38 Tag auf der Intensivstation, damals gab es noch keine Impfung. «Es geht mir nicht schlecht. Aber es ist nicht mehr so wie vorher. Beim Velofahren habe ich Atemnot», sagt der ehemalige Patient.
Zuvor sei er bis zu fünf mal pro Woche auf dem Velo gewesen. Er spricht langsam, bedächtig. Und äussert sein Unverständnis über die Impfunwilligkeit gewisser Menschen. Gleichzeitig ist ihm grosse Dankbarkeit anzumerken, er überreicht dem Oberarzt eine Tasche mit Leckereien.
«Das ist natürlich für das Personal auf der Intensivstation. Ohne sie hätte ich hundertprozentig nicht überlebt», sagt er.
«Kommt und schaut es euch an»
Eine Stärkung dürfte dem Intensivpersonal gut bekommen. Die Belastung ist seit eineinhalb Jahren gewaltig. Sie sei schon darauf angesprochen worden, ob es denn wirklich so schlimm sei und ob wirklich es so viele Covid-Patienten gebe, sagt eine Pflegefachfrau.
Dies müsse sie jeweils bejahen, es sei streng. «Am liebsten würde ich diesen Leuten sagen, sie sollen mitkommen und sich ansehen, wie es ist, hier zu arbeiten», führt sie aus.
Die Lage bleibt angespannt
Die Produktion des Videos zog sich über eine längere Zeit hin, der Zeitpunkt der Veröffentlichung passt aber gut: Schweizweit werden die Corona-Massnahmen verschärft. «Das ist ein Stück weit Zufall,» sagt Andrea Bachmann, Leiterin Kommunikation der Spitalregion, «Aber wir sind schon davon ausgegangen, dass es um diese Zeit wieder anziehen könnte.»
Ihnen sei es ein grosses Anliegen zu zeigen, wie es auf der Intensivstation in Grabs aussieht. Aufgrund der Situation könne man aber keine Journalisten im Spital empfangen, weshalb sie sich zu einer Eigenproduktion entschieden hätten.
Und vielleicht entscheide sich so vielleicht doch noch der eine oder die andere zu einer Impfung. «Auf der Intensivstation sind praktisch alle Covid-Patienten ungeimpft», sagt Bachmann. Über das gesamte Spital gesehen seien es 29 von 35.