Das «Groppenlied» war ein Geschenk des Fasnachtsdichters Willi Hermann aus Konstanz an die Ermatinger Groppen. Im Verlauf der letzen Jahrzehnte wurde es zur Erkennungsmeoldie der Groppenfasnacht. Es wurde gesungen und geschunkelt. Doch damit ist Schluss. Eigentlich sollte der Komponist Willi Hermann geehrt werden. Doch der Konstanzer Stadtarchivar Jürgen Klöckler entdeckte während den Recherchearbeiten über den deutschen Fasnachtsdichter erschreckende Fakten über ihn und über dieses Lied.
Hermann schulte Nazi-Redner
Es hat sich gezeigt, dass Komponist Hermann ein eingefleischter Nazi gewesen war. Wie die NZZ schreibt: Ein SS-Mann, ein Gauleiter und ein Propagandist, der mutmasslich an Kriegsverbrechen beteiligt war. Dies enthüllt der 32-seitige Bericht von Stadtarchivar Klöckler.
Nach einem abgebrochenen Studium als Gymnasiallehrer trat Hermann der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) bei. Er wurde Scharführer und brachte den Nazis bei, Propaganda zu verbreiten und nationalsozialstisch zu reden. Dazu schrieb er einen Arbeitsplan für alle NS-Funktionäre in ganz Baden, der ihnen vorschrieb, wie sie die Welt anzuschauen haben, um nationalsozialistisch korrekt zu leben.
Dieses Lied ist Geschichte
Nachdem diese dunklen Fakten ans Licht gekommen sind, habe «der Vorstand einstimmig beschlossen, bis auf weiteres auf dieses Lied zu verzichten», sagt der Obergropp Rico Turnherr. Es sei eine Geste des Respekts gegenüber den Narrengesellschaften auf deutscher Seite, welche die Lieder Willi Hermanns ebenfalls aus ihrem Repertoire streichen.
«Man kann Biografie und Werk Willi Hermanns nicht trennen», sagt der Konstanzer Stadtarchivar Jürgen Klöckler. Die Schunkellieder, die Hermann in scheinbarer Harmlosigkeit und Banalität nach dem Krieg geschaffen hat, «sind in meinen Augen», sagt Klöckler, «der Selbsttherapieversuch eines traumatisierten NS-Täters».