Nach Arbeitskleidung sieht das nicht aus: Leicht oder gar nicht bekleidet zeigen sich mehrere Thurgauer Bäckerinnen ab nächstem Jahr in einem Bäckerinnenkalender. Ein privates Projekt mit vornehmlich hehrem Ziel – die Branche und die dazugehörige Ausbildung wieder attraktiver zu machen.
Aber muss man sich denn heute ausziehen, wenn man Bäckerin werden will? «Nein, natürlich nicht», sagt Initiantin und Fotomodell Caroline Müller gegenüber FM1Today. «Das kommt bei gewissen Personen vielleicht falsch rüber. Wir wollten einfach zeigen, dass wir mehr sind, als man auf den ersten Blick in diesen grossen, weiten Bäckerskleidern sieht.»
Personellen Nachschub kann der Berufszweig durchaus gebrauchen, die Zahl der neuen Lernenden nahm in den letzten Jahren laufend ab. «Wir brauchen dringend mehr Auszubildende», sagt Stefan Thalmann, Präsident des Ostschweizer Bäckerverbands. «Werbung dieser Art halte ich jedoch für fragwürdig.»
Richtiges Signal?
Bisher hätten die jungen Frauen nur positive Rückmeldungen auf die Fotos erhalten. «Mein Team steht voll dahinter», sagt Müller. Dass die Reaktionen unterschiedlich ausfallen, dessen sind sich die Bäckerinnen bewusst.
«Es war allen klar, worauf sie sich einlassen. Wir haben auch von Anfang an gesagt, dass wir für den Kalender Werbung machen», sagt Caroline Müller (23), die zusammen mit ihrer Kollegin Laura Rentsch (27) die Idee dazu hatte. Beide arbeiten in Migros-Bäckereien im Thurgau.
Deplatziert wirkt ein Mehl-Handabdruck auf dem Gesäss eines Modells. Damit bringt man eher ein Betatschen in Verbindung, wohl kaum eine durchdachte Werbung für den Beruf der Bäckerin. «Soweit haben wir nicht überlegt», sagt Müller. «Aber ich glaube, den meisten Männern fällt das gar nicht auf. Wir haben einfach versucht, das Bild ein wenig aufzupeppen.»
Nicht mit der Migros abgesprochen
Für die «Blüttler»-Bäckerinnen ist der Kalender ein Alleingang. Sie hätten bei der Migros bezüglich Unterstützung angefragt, diese wollte davon aber nichts wissen. Und das will sie immer noch nicht, wie Andreas Bühler, Mediensprecher der Migros Ostschweiz, auf Anfrage sagt: «Es handelt sich um ein völlig privates Projekt der beteiligten Personen. Das ist weder mit dem Unternehmen abgesprochen, noch hat die Migros etwas damit zu tun. Wir distanzieren uns klar von diesem Projekt.»
Als Werbung für den Beruf sei der Kalender nicht geeignet. «Das ist sicher nicht das richtige Vorgehen, um auf den Beruf aufmerksam zu machen», sagt Bühler. Doch auch wenn die jungen Bäckerinnen mit dem freizügigen Kalender vielleicht keine Nachwuchsförderung betreiben können, Spass gemacht habe es trotzdem. «Ich fühle mich damit super und finde es voll cool, dass es geklappt hat. Ein Stück weit haben wir die Bilder ja auch für uns gemacht», sagt Müller.