«Sprachlosigkeit, Begeisterung, besonders mein Team hatte sehr viel Freude.» So beschreibt Lea Schenk die Reaktionen aus ihrem Umfeld auf ihr Mega-Zeugnis. Stolz auf sich selbst ist sie aber auch: «Ich versuche ein Mittelmass zwischen Stolz und Bescheidenheit zu finden, aber im Moment überwiegen schon der Stolz und die Freude», sagt sie lachend.
Die 19-Jährige hat ihre kaufmännische Ausbildung in einer Kindertagesstätte in Bronschhofen absolviert. Das KV reizte sie im ersten Moment eigentlich gar nicht, doch diese Stelle sei für sie von Beginn weg massgeschneidert gewesen.
Nicht von Beginn weg anvisiert
Nicht vom Lehrstart weg angepeilt waren die schulischen Höchstleistungen. Als sie aber nach den ersten Semesterzeugnissen merkte, dass ihre Leistungen im Grunde noch gleich gut wie in der Sekundarschule sind, dachte sie zum ersten Mal vage daran, dass ihr ein solcher Schnitt am Ende gelingen könnte.
Und als sie im Vorfeld der Abschlussprüfungen ihre Vornoten ausrechnete, realisierte sie, dass es tatsächlich reichen könnte – und hängte sich dementsprechend rein. Doch nach der Wirtschaftsprüfung, die gefühlt nicht ausreichend gut gelaufen war, glaubte sie bereits nicht mehr an den perfekten Notenschnitt. Darum sei der Moment, als sie ihre Noten überreicht bekam, umso schöner gewesen.
Ihr Herzensprojekt war die Abschlussarbeit, welche sie mit drei Klassenkolleginnen verfasste. Dabei erarbeitete die Gruppe einen Businessplan für das Geschäft von Schenks Mutter, welche Konfitüren, Liköre und Backwaren herstellt.
Der beste Schnitt in 25 Jahren – mit Abstand
Urs Thoma, Prorektor am Wiler Berufsbildungszentrum BZWU, an welcher Schenk abgeschlossen hat, betont die ausserordentlichen Dimensionen der Leistung der 19-Jährigen: «In 25 Jahren als Prorektor war der beste Schnitt, der mir bisher begegnet ist, eine 5,7.» Schenks Leistung sei wirklich sehr aussergewöhnlich – insbesondere weil sie ihre Lehre in einer Kindertagesstätte absolviert hat. Normalerweise würden Topabschlüsse von Lernenden aus der Bank- oder Versicherungsbranche kommen und nicht aus einer «kleinen» Branche.
Doch nicht nur Schenks Leistung war speziell gut, auch ihre Klasse insgesamt hat mit einem Schnitt von 4,9 einen überdurchschnittlichen Abschluss erzielt.
«Ich gönne mir immer genug Freizeit»
Mit negativen Reaktionen sah sich Schenk bisher nicht konfrontiert. «Ich fand es richtig toll, dass wir mit unserer Klasse in kleinem Kreis feiern konnten und ich mich dort richtig freuen konnte.» Wie wertvoll das ist, weiss sie aus eigener Erfahrung. Wer gute Noten hat, lernt das Zeigen von viel Freude darüber schnell zu vermeiden – sonst droht rasch die Streber-Schubladisierung. «Diesen Ausdruck mag ich nicht, ich schiebe es lieber auf meinen Perfektionismus und meinen Ehrgeiz. Ausserdem gönne ich mir immer genug Freizeit», erklärt Schenk mit einem Augenzwinkern.
Mit der Sechserjagd ist nun vorerst Schluss. Schenk wird im September an der ZHAW in Winterthur ein Betriebsökonomie-Studium mit Vertiefungsrichtung General Management beginnen – die Noten werden für sie dort nicht im Vordergrund stehen: «Ich mache das nicht noch einmal, der Aufwand am Schluss war wirklich gross und es war ziemlich stressig.»
Ferien, Erholung und Töfffahren
Auch deshalb freut sich die 19-Jährige derzeit vor allem auf ihre Ferien. «Zuerst gibt es jetzt einmal eine grosse Pause.» Anschliessend will sie sich über die Sommermonate vor allem der Musik, dem Töfffahren und ihren anderen Hobbys widmen.