In der psychiatrischen Klinik Münsterlingen wurden zwischen 1940 und 1980 nicht zugelassene Medikamente an unwissende Patientinnen und Patienten verabreicht. Verantwortlich dafür war der Psychiater Roland Kuhn, der als Entdecker des ersten Antidepressivums gilt.
2021 legte eine vom Kanton Thurgau in Auftrag gegebene wissenschaftliche Aufarbeitung die enorme Dimension dieser Medikamententests offen. Nun will der Regierungsrat bei der Frage der Entschädigungen eine schweizweite Pionierrolle einnehmen, wie es im Juli in einer Mitteilung hiess.
Dazu liegt ein Gesetzesentwurf vor, nachdem Betroffene eine Entschädigung von je 25'000 Franken erhalten könnten. Noch offen ist, wieweit sich die Pharmaindustrie an der Finanzierung beteiligen wird. Schätzungen gehen von bis zu 500 heute noch lebenden Betroffenen aus.
Der feierliche Akt mit der Einweihung einer Erinnerungsstätte ist nun der nächste Schritt bei der umfassenden Aufarbeitung der Medikamententests. Darin eingeschlossen ist auch das Andenken an die fürsorgerischen Zwangsmassnahmen.
Der Standort des Hauptzeichens «Haus der Erinnerung» ist der ehemalige Spitalfriedhof von Münsterlingen. Dort findet am Samstag die Einweihung im Beisein unter anderem von Regierungspräsident Urs Martin (SVP) statt. Zwei Partnerzeichen stehen auf dem Areal der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen sowie beim Massnahmenzentrum Kalchrain. Die Erinnerungszeichen wurden von der Künstlerin Karolin Bräg gestaltet.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.
(sda/red.)