Es sind leider vertraute Bilder: Besorgte Eltern, Kerzen und Flugblätter an den Türen und Fenstern einer Schule. Corona-Massnahmen-Kritiker halten seit einigen Monaten überall in der Schweiz sogenannte Mahnwachen ab.
Auch in der Schule Götighofen soll dies gemäss der Schulgemeinde Sulgen der Fall sein. Deshalb sah sich die Schule gezwungen, einen privaten Sicherheitsdienst zu engagieren, wie diese auf Anfrage von FM1Today bestätigt.
Doch einige Eltern zeichnen ein ganz anderes Bild. Sie sprechen von «schlechter Kommunikation mit dem Schulleiter» und von «Missständen unabhängig von Corona». Der Vorwurf Massnahmen-Kritiker zu sein sei schlicht falsch.
Seit Mitte Januar versammeln sich besorgte Eltern jeden Montagmorgen vor der Schule in Götighofen. Das löste bereits einen Polizeieinsatz aus und endet nun in verstärktem Sicherheitsschutz durch eine private Sicherheitsfirma.
Demonstrieren in Sulgen nun Massnahmenkritiker oder nicht?
Auf Nachfrage von FM1Today schreibt Bettina Zimmermann, Mediensprecherin der VSG Region Sulgen: «Seit dem 16. Januar wird an der Primarschule aufgerufen, gegen die Corona-Massnahmen zu demonstrieren.» Der Betrieb sei durch die Mahnwachen mehrfach gestört worden und habe sowohl bei Lehrerinnen und Lehrern als auch bei Schülerinnen und Schülern Unsicherheit ausgelöst.
Weil die Eltern nach Aufforderung das Schulareal nicht verlassen wollten, sorgt nun ein privater Sicherheitsdienst für Ruhe. Laut Zimmermann ist die Schule der falsche Ort für politische Proteste und kritische Eltern würden sofort weggeschickt werden.
Doch den Eltern geht es offenbar überhaupt nicht um die Corona-Massnahmen. FM1Today konnte drei Vertreterinnen und Vertretern der Gruppe treffen. «Wir sind nicht gegen die Corona-Massnahmen. Die Schule stellt uns grundlos in diese Ecke», sagen sie.
Missstände unabhängig von Corona
«Der Schulleiter und die Behörde wollen einfach nicht zuhören», sagt ein weiteres Mitglied der Eltern-Gruppe. Ihre Namen wollen sie nicht veröffentlicht haben, aus Sorge vor Repression des Schulleiters und der Behörde. Die Schule würde nun so tun, als wären die Eltern Massnahmenkritiker. Von an der Schule aufgehängten Zetteln mit massnahmenkritischen Aufschriften wollen sie nichts gewusst haben.
«Wir kritisieren ganz andere Dinge, wie zum Beispiel die Vielzahl der Altersgruppen der Schüler und Schülerinnen in den Klassen oder ein niedriges Bildungsniveau», sagen die Eltern. Rund 60 Kinder besuchen das Schulhaus Götighofen. Trotz mehrfachem Angebot für ein klärendes Gespräch mit der Schule sei man immer wieder abgewiesen worden. «Deshalb haben wir uns mit Kerzen auf den Schulplatz gestellt, wir wollen unseren Kindern Gehör verschaffen.» An der Mahnwache hätten jeweils fünf bis sieben Personen teilgenommen.
Schule gibt keine Auskunft über die «Beweggründe der Eltern»
Auf erneute Nachfrage von FM1Today, ob hinter den Protesten vor der Schule Götighofen in Sulgen Motive unabhängig von Corona stecken könnten, antwortete Bettina Zimmermann, Mediensprecherin der VSG Region Sulgen schriftlich: «Über die Beweggründe der Protestaktionen können wir Ihnen leider keine Auskünfte geben. Auf den Inhalt der Zettel und die Art der Distribution möchten wir an dieser Stelle nicht weiter eingehen.»
Und weiter: «Betreffend Ihren Fragen können wir mitteilen, dass wir einen regen Austausch mit den Eltern unserer Schülerinnen und Schüler pflegen. Sollten Probleme auftreten, werden dafür bilaterale Lösungen mit den Eltern gesucht, zum Wohlergehen der Kinder.»
Die Fronten sind offensichtlich verhärtet und solange es nicht zu klärenden Gesprächen zwischen Schulleitung und besagter Elterngruppe kommt, dürfte sich diese Gruppe weiterhin anderweitig Gehör verschaffen. Security hin oder her.