Nach sechs Wochen kehrt ein wenig Normalität zurück: Coiffeure und Gärtnereigeschäfte dürfen wieder öffnen, im Spital werden nicht dringliche medizinische Eingriffe durchgeführt. Und im Kanton Thurgau dürfen Personen in Heimen wieder besucht werden.
«Das Besuchsverbot war eine besondere Herausforderung für die Heime», sagt Karin Frischknecht, Chefin Amt für Gesundheit, am Montag bei einer Medienkonferenz. Bis anhin waren nur Besuche in speziellen Situationen möglich und mussten vom Pandemiestab des Heims genehmigt werden. Ab dem 1. Mai gelten aber andere Regeln. Besuche sind wieder möglich, müssen aber angemeldet werden. Die Treffen finden dann in einer vorgebenen Zone während einer vorgegebenen Zeit statt. «Umarmungen und Berührungen sind leider immer noch nicht möglich. Auch Ausflüge sind weiterhin untersagt», sagt Frischknecht.
«Psychische Gesundheit genauso wichtig wie physische»
Die Lockerung begründet Regierungspräsident Jakob Stark so: «Neben der physischen Gesundheit ist auch die psychische sehr wichtig. Die Treffen der Heimbewohner mit Angehörigen werden in einem Rahmen stattfinden, in denen eine Ansteckung kaum möglich ist.» Als Beispiele nennt er Treffen, die unter freiem Himmel stattfinden.
Bisher seien 6 von 51 Heimen vom Virus betroffen gewesen, zwei besonders stark. «Die Fallzahlen in diesen Fällen beläuft sich aber immer im einstelligen Bereich», sagt Jakob Stark. Von den 16 Todesfällen im Kanton waren sechs Personen aus Heimen.
Ostschweiz soll schneller lockern können
Mit der Anzahl Todesfälle sowie den 338 bestätigten Infizierungen, gehört der Kanton Thurgau zu den Kantonen mit der kleinsten Infektionsrate. Allgemein liegt die Infektionsrate in der Nord- und Ostschweiz eher tief. «Wir finden, man könnte in diesen Gebieten deshalb durchaus schneller gewisse Dinge wieder aufmachen als anderswo», sagt Stark. Man wolle den Bundesrat nicht kritisieren, aber er könnte ruhig ein wenig mutiger sein.
Bettenturm bleibt bis Ende Juni
Aufmachen werden ab heute auch die Spitäler für Patienten mit nicht dringlichen medizinischen Eingriffen. Trotz der Aufhebung müssen im Kanton Thurgau jederzeit 60 Akutbetten sowie 18 Intensivbetten bereitstehen. Innerhalb von fünf Tagen könnten sogar noch mehr Betten zur Verfügung gestellt werden. Der alte Spitalbau, der wegen der Corona-Epidemie wieder in Betrieb genommen wurde, wird vorerst bis Ende Juni so eingerichtet bleiben. Was danach geschieht, werde man in den kommenden Wochen mit dem Spitalverbund abklären, sagt der Regierungspräsident.
Tests auch bei Personen mit leichten Symptomen
Im Umgang mit Ansteckungsfällen und Tests haben sich im Kanton Thurgau einige kleine Dinge geändert. So werden Personen mit einem bestätigten Ansteckungsfall aufgefordert, sich zu isolieren. Auch Personen im gleichen Haushalt oder mit intimen Kontakt werden aufgefordert, sich zehn Tage in Quarantäne zu geben und den Gesundheitszustand zu überwachen. Die Corona-Hotline des Kantons soll dabei helfen, allfällige Fragen zu klären. Der Kanton klärt, ob eine solche Hotline auch längerfristig bis gar dauerhaft betrieben werden kann. «Contact Tracing wird in Zukunft immer gemacht werden müssen», sagt Jakob Stark.
Getestet werden neu nicht nur Personen mit schweren Symptomen, sondern auch solche mit schwächeren Symptomen. Die Tests können vom Arzt verordnet werden und kosten zwischen 200 und 250 Franken.