Das Coronavirus ist zum schwierigsten Zeitpunkt des Jahres gekommen, ist sich Gärtnerei-Unternehmer Adrian Breu sicher – jedenfalls für die Garten-Branche. Jetzt, im Frühling, ist Blüten-Hochsaison, März bis Mai sind die Monate der Schweizer Pflanzen. Doch genau jetzt können diese nicht verkauft werden. In der Krise spannen nun Schweizer Gärtnereien zusammen. Über eine gemeinsame Online-Plattform verkaufen sie Setzlingen, die wegen des Verkaufsstopps sonst entsorgt werden müssten.
Hälfte der Gärtnereien bedroht
Die Verkaufs-Plattform hat Unternehmer Adrian Breu zusammen mit Isabelle Siegrist spontan ins Leben gerufen. Breu ist der Geschäftsleiter der Spirig AG Weinfelden, einem Unternehmen, das auf die Veredelung von Pflanzen und Blumen spezialisiert ist. Aufgrund der Corona-Krise steht der Betrieb jetzt aber still. Vor einer Woche mussten die Triebhäuser leergeräumt, die Pflanzen verschenkt oder entsorgt werden. Das hat weh getan.
«Wir sind betroffen, aber für uns ist es bis jetzt noch nicht existenzbedrohend», sagt Breu. Viel mehr sorge er sich um die Gärtnereien, seine Partner. Denn diese müssten noch immer Geld in Pflanzen investieren, um bei einer allfälligen Lockerung des Verkaufsstopps im Mai wieder Pflanzen verkaufen zu können. «Wenn die Situation noch lange andauert, ist es zu befürchten, dass es rund die Hälfte aller Gärtnereien nach der Krise nicht mehr geben könnte», so Breu.
Plattform «Gärta» soll Schweizer Gärtnereien helfen
Deshalb hat der 32-jährige Unternehmer sein ganzes Herzblut in die Hilfe für Schweizer Gärtnereien gesteckt. Innerhalb kürzester Zeit hat er die Webseite «Gärta» auf die Beine gestellt, die zweierlei Pflanzenboxen vertreibt. Eine Kräuterbox und eine Blumenbox, die für den Preis von 49 Franken mit einem Sack Blumenerde an die Haustüre geliefert werden.
Lieferanten sind Gärtnereien aus der ganzen Schweiz, momentan hauptsächlich aus dem Kanton Thurgau. Über die Plattform können Gärtnereien ihre Setzlinge loswerden und trotzdem noch ein wenig Geld verdienen. Fast 30 Gärtnereien machen bereits mit, das Ziel seien 100 bis Mitte April. «Die Solidarität ist riesig», sagt Adrian Breu. Flurina Wetter, eine junge Frau aus Bern, habe freiwillig angeboten, Texte für die Webseite zu schreiben, andere Personen haben ihm die Webseite gestaltet. In den kommenden Wochen folgen Werbekampagnen, um auf das Angebot aufmerksam zu machen.
Üppig gefüllte Kräuter- und Blumenboxen
Die Lieferungen sind unterschiedlich gefüllt. Der Käufer kann lediglich wählen, ob sich Kräuter oder Blumen in der Box befinden. So können alle Gärtnereien gleich profitieren. Breu lässt ihnen die Freiheit, die Box so zu gestalten und befüllen, wie sie wollen. «Die Boxen sind normalerweise aber sehr üppig gefüllt.» Zur Box wird zudem Blumenerde geliefert, die zurzeit auch schwierig zum auftreiben ist.
Für die Gärtnereien sei die Plattform eine Chance, da sie oftmals keinen Online-Shop hätten. Und die Bevölkerung habe auch jetzt das Bedürfnis, Pflanzen zu kaufen. «Seit Montag haben wir 60 Boxen verkauft, ganz ohne Marketing», sagt Adrian Breu.
«Wo hole ich dann meine Pflanzen her?»
Dem 32-Jährigen liegt ganz viel an jenem Projekt. «Ich stecke meine ganze Freizeit hinein. Das sind vier bis fünf Stunden am Tag.» Auch sein Geschäft wäre betroffen, wenn die Gärtnereien wegsterben würden. «Wo hole ich dann noch meine Pflanzen her?» Breu ist sich aber bewusst, dass die Garten-Branche nach der Krise nicht mehr gleich sein wird. «Unsere Welt wird nach Corona eine andere sein.» Er will aber kämpfen.