Am Montagnachmittag wurde der Tierquäler U. K.* in Polizei-Gewahrsam genommen. Wie Augenzeugen berichteten, stand die Polizei mit einem Grossaufgebot im Einsatz. «Das kantonale Veterinäramt hat festgestellt, dass auf dem Hof von U. K. Tiere stark vernächlässigt werden, dass sie unter misslichen Bedingungen gehalten werden», sagte Andreas Theler gegenüber FM1Today. Laut Polizeigesetz kann man eine Person in Gewahrsam nehmen, welche die öffentliche Ordnung und Sicherheit gravierend stört oder welche sich selber, andere Personen oder Tiere und die Umwelt ernsthaft gefährdet.
U. K. kommt nicht frei
Unterdessen ist bekannt, dass U. K. nicht auf freien Fuss kommt. Ein Amtsarzt habe die fürsorgerische Unterbringung K.s angeordnet, schreibt die «Thurgauerzeitung». Der Pferdehändler sei am Dienstagnachmittag nicht entlassen worden. Es soll sich dabei um eine Zwangsmassnahme handeln. U. K. wurde in eine geeignete Einrichtung gebracht, bestätigt die Kantonspolizei Thurgau.
Um zu verhindern, dass weitere Tiere zu Schaden kommen, hat das Veterinäramt des Kantons Thurgau am Montag angeordnet die Tiere vom Hof von U. K. zu beschlagnahmen und an einem sicheren Ort unterzubringen. Dem Tierhalter wurde eine superprovisorische Verfügung ausgehändigt.
Seit der Verhaftung von U. K. wird der Hof in Hefenhofen aufgelöst und die rund 300 Tiere weggebracht. 90 Pferde, 50 Rinder, rund 100 Schweine, drei Geissen und ein gutes Dutzend Schafe sind beschlagnahmt worden. Auch einige Lamas und Hühner wurden gefunden. Die Pferde kommen zur Armee, die restlichen Nutztiere werden an Tierhändler übergeben.
Task Force in Erklärungsnot
Dieses Vorgehen hat eine Task Force festgelegt, die sich am Montagmorgen unter dem Vorsitz von Regierungsrat Walter Schönholzer traf. Am Montagabend äusserte sich die Task Force in Frauenfeld zum Fall. Man habe gegen U. K. ein Tierhalteverbot ausgesprochen, das ihm vorerst verbietet, sich wieder Tiere anzuschaffen, erklärt Kantonstierarzt Paul Witzig. Auf den bereits vorbestraften Tierhalter komme ausserdem ein Prozess zu, in dem er sich wegen Tierquälerei verantworten müsse.
An der Medienkonferenz betonten Witzig und Schönholzer mehrfach, dass auf dem Hof in den letzten Monaten immer wieder Kontrollen durchgeführt worden seien. Bei den kurzfristig angekündigten Kontrollen hätten sich Mängel gezeigt, welche behoben und durch Nachkontrollen überprüft worden seien. Insbesondere habe es bei baulichen Voraussetzungen Fortschritte gegeben.
«Von den Zuständen, die auf dem Hof herrschten, war bei den Kontrollen nichts zu sehen», sagte Walter Schönholzer. Die vergangene Woche publik gewordenen Bilder hätten aber gezeigt, dass die Tiere vernachlässigt worden seien oder unter völlig ungeeigneten Bedingungen gehalten würden.
Bei den Kontrollen hätte U. K. die Fachleute bedroht, teils mit Waffengewalt. Unter den Bedrohten befand sich auch Kantonstierarzt Witzig. «Die Bedrohungen waren massiv, daher habe ich mich vom Hof ferngehalten», erklärt er. Wie Schönholzer sagte, hätte er als Amtschef es nicht verantworten können Mitarbeiter ohne Polizeischutz auf den Hof von U. K. zu schicken. Externe Ämter mussten deshalb die Kontrollen auf dem Hof unter Polizeischutz durchführen. Man sei nicht untätig gewesen, betont Schönholzer immer wieder.
Zwölf Pferde verendet
In der vergangenen Woche war publik geworden, dass auf dem Hof des Pferdezüchters in Hefenhofen in den letzten Monaten rund ein Dutzend Pferde verendet sein sollen. Weitere Tiere seien abgemagert und mussten verschimmeltes Brot essen, wie eine Frau, die seit Jahren auf dem Hof verkehrt, mit zahlreichen Fotos dokumentierte. Die Thurgauer Staatsanwaltschaft bestätige am Freitag die Echtheit und Aktualität der Bilder.
Demonstration und Hof-Belagerung
Die publizierten Fotos von abgemagerten und verendeten Pferden lösten auf Facebook und Twitter heftige Reaktionen aus. Am Samstagmittag versammelten sich rund 300 Demonstranten mit handgeschriebenen Plakaten auf dem Bahnhofplatz in Frauenfeld, um auf die Missstände im kantonalen Tierschutz aufmerksam zu machen.
Seit Samstagnachmittag belagern zudem Tierschützer den Hof in Hefenhofen. Wie eine Tierschützerin gegenüber FM1Today sagte, befürchtete man, dass U. K. Tiere wegschaffen und damit Spuren vertuschen könnte. Um dies zu verhindern, wollten sie und rund 30 andere den Hof belagern und rund um die Uhr bewachen. Zwischenzeitlich wurde auf Facebook darüber beraten, den Hof zu stürmen und die Pferde freizulassen - aus Unmut über die tagelange Untätigkeit der Behörden. Am Sonntag drohte die Situation vor dem Hof kurzzeitig zu eskalieren, als U. K. mit seinem Auto vom Hof fuhr und einen Schlenker aufs Trottoir machte und dabei - wie ein Video zeigt - beinahe Demonstraten erwischte.
Bereits vor einigen Jahren hat der Kanton Thurgau gegen U. K. in einem Prozess ein Tierhalteverbot ausgesprochen, aufgrund eines Verfahrensfehler wurde dieses vom Bundesgericht als höchste Instanz allerdings sistiert.
Tierschützer sind erleichtert
«Ich bin erfreut über diese Ergebnis, ich hätte es aber gerne ein paar Jahre früher gehabt. Es hätte viel Tierleiden verhindert werden können», sagt Erwin Kessler, Präsident des Vereins gegen Tierfabriken (Vgt). Der Tierschützer ist überzeugt, dass erst der öffentliche Druck dafür gesorgt hat, dass die Behörden gehandelt haben.
*Name der Redaktion bekannt.