Die Strafanzeige, die Erwin Kessler, Präsident des Vereins gegen Tierfabriken, bei der Staatsanwaltschaft Frauenfeld einreichen wird, ging vorab an die Medien. In seinem Mail schreibt Kessler, dass ein eingeschriebener Brief an die Staatsanwaltschaft folgen wird.
«Persönlich für Leid der Tiere verantwortlich»
In seiner Strafanzeige wirft der Tierschützer dem Amtstierarzt Paul Witzig Amtsmissbrauch zugunsten des Tierquälers U. K.* vor. Witzig sei «ganz direkt und persönlich verantwortlich für das unglaubliche Leid der Tiere», schreibt Kessler in der Anzeige. Diese Anschuldigung begründet Kessler wie folgt: «Witzig hat mit schweren Amtspflichtverletzungen den Tierquäler U. K. wissentlich und bewusst davor geschützt, dass die Tierquälereien amtlich festgestellt werden konnte, indem er Tierschutzkontrollen auf dem Hof des Tierquälers immer so lange vorankündigen liess, dass dieser alles in Ordnung bringen konnte.»
«Zahlreiche vermeidbare Todesfälle»
Es gehe um «zahlreiche Todesfälle, die vermeidbar gewesen wären und verhindert worden wären, wenn Witzig nicht derart krass geschlampt und amtspflichtwidrig und amtsmissbräuchlich gehandelt hätte.» Kessler kritisiert, dass nach der Verurteilung von U.K. im Jahre 2009 kein Tierhalteverbot ausgesprochen wurde. Es wäre damals die Aufgabe des Kantonstierarztes gewesen, eine solche auszusprechen. Dies habe Witzig allerdings versäumt.
Erst im Jahre 2015 hat Witzig ein Tierhalteverbot erlassen. Dieses sei jedoch «so dilettantisch» gewesen, dass es das Bundesgericht aufhob. Dies mache Witzig direkt und persönlich verantwortlich für das Tierleid, dass auf dem Hof von U. K. herrschte.
FM1Today wollte Paul Witzig mit den Vorwürfen konfrontieren und wissen, was er zu der Anzeige sagt. Bisher hat der Thurgauer Kantonstierarzt nicht auf die Anfragen reagiert. Die Staatsanwaltschaft nimmt zurzeit keine Stellung zum Fall.
Weitere Strafanzeigen ES wurde zudem gegen eine zweite Person Strafanzeige erhoben, und zwar gegen B.A., die auf einem Hof in Mels Therapiereiten anbietet. Sie soll die Geliebte von U. K. sein. Mehr dazu im TVO-Beitrag:
Witzig wurde massiv bedroht
An der Medienkonferenz der Task Force vom Montag betonten sowohl Kantonstierarzt Paul Witzig als auch Regierungsrat Walter Schönholzer immer wieder, dass auf dem Hof von U. K. regelmässig Kontrollen durchgeführt worden seien. Zwar sei Witzig nachdem er mehrfach massiv bedroht worden sei, nicht mehr selbst auf den Hof gegangen, um die Kontrollen durchzuführen. Wie Schönholzer sagte, hätte er als Amtschef es nicht verantworten können Mitarbeiter ohne Polizeischutz auf den Hof von U. K. zu schicken. Externe Ämter mussten deshalb die Kontrollen auf dem Hof unter Polizeischutz durchführen.
Man sei nicht untätig gewesen, betont Schönholzer immer wieder. «Von den Zuständen, die auf dem Hof herrschten, war bei den Kontrollen nichts zu sehen», sagte er an der Medienkonferenz. Witzig betont, dass die Zustände auf dem Hof «mit Garantie» erst in den vergangenen paar Wochen eskaliert seien.
Auf die Frage, warum U. K. erst jetzt in Gewahrsam genommen und der Hof geräumt wurde, sagt Witzig, dass erst jetzt die Voraussetzungen gegeben waren, dass die Behörden gestützt auf Artikel 24 des Tierschutzgesetz einschreiten konnten.
* Name der Redaktion bekannt.