Ostschweiz

Und jährlich grüsst das Schwanen-Drama

Und jährlich grüsst das Schwanen-Drama

· Online seit 02.05.2018, 17:27 Uhr
Die Rorschacher Schwäne haben es schwer. Jedes Jahr aufs Neue richten sie ihre Nester so nahe am Seeufer ein, dass die Brut in Gefahr ist. Einer Schwanenfamilie wurde dies am Wochenende zum Verhängnis.
Dario Brazerol
Anzeige

Am Sonntag war es noch da: Das Nest der Schwanenfamilie mit zwei Eiern darin. Doch über Nacht ist das Familienglück jäh zerstört worden. Das Nest ist spurlos verschwunden. Doch die Rorschacher Schwäne sind altbekannt. Den gefährlichen Brutplatz gleich am Seeufer suchen sie jedes Jahr wieder aufs Neue auf.

Starker Wind und hoher Wellengang

In den vergangenen Jahren wurden bereits diverse Rettungsaktionen für die Schwanennester am Rorschacher Seeufer gestartet. Mit Sandsäcken rund um die Brutstätten und der Verschiebung der Nester konnte der Nachwuchs gerettet werden. Doch in diesem Jahr kommt jede Hilfe zu spät. Das Nest der Schwanenfamilie, welches in der letzten Woche viele Schaulustige angezogen hatte, ist weg. Die Gründe für das Verschwinden sind nicht klar. Allerdings könnten der starke Föhnwind vom Wochenende oder der Wellengang des Bodensees das Nest zerstört haben, sagt Christian Müller, Präsident der Volieren-Gesellschaft St.Gallen.

Ungünstige Bedingungen

Ein zusätzliches Problem würden die Hafenmauern darstellen: «Diese hat man vor hundert Jahren gebaut. Die Wellen können, wenn sie auf das Ufer treffen, nicht an Kraft abnehmen. Somit wird es wie in einer Waschmaschine.» Die Urbanisierung der Uferzone sei auch dafür verantwortlich, dass die Schwäne nicht mehr die richtigen Materialien für den Nestbau finden: «Wenn den Schwänen Nestmaterial wie Schilf zur Verfügung steht, kann das Nest mit dem Wasserspiegel mitsteigen», sagt Müller.

Inseln im See als Alternative

Müller hätte auch gleich einen Vorschlag parat, wie die Schwäne und andere Vögel in Zukunft sicher brüten könnten: «Man könnte zwei, drei Inseln, etwa hundert Meter vom Ufer weg, bauen. Die Schwäne hätten somit ihre Ruhe, auch vor den Schaulustigen.» Allerdings müsste die Finanzierung für diese Neuerung von der Stadt Rorschach getragen werden. Diese plant im Moment aber nichts, um den Schwänen sichere Brutplätze zu gewährleisten. «Eine Insel mitten im See zu bauen, ist nicht so einfach. Ausserdem können wir als Stadt nicht einfach bestimmen, welche Bauten im See durchgeführt werden, das ist kantonal geregelt», sagt Erich Lowiner, Stellvertretender Stadtschreiber von Rorschach.

«Es herrscht Überpopulation»

Für die Schwanen-Population rund um Rorschach stehe es aber nicht schlecht, sagt Christian Müller. Weil der Schwan keine natürlichen Feinde hat und bis zu 25 Jahre alt werden kann, herrscht aktuell fast schon eine Überpopulation. Auch die nestlose Schwanenfamilie, so ist sich Müller sicher, wird dieses Jahr noch weiter brüten: «Schwäne brüten bis in den August, es ist also sicher noch mit Nachwuchs zu rechnen. Das einzige, was dem Familienglück noch einen Strich durch die Rechnung machen könnte: das Wetter.»

veröffentlicht: 2. Mai 2018 17:27
aktualisiert: 2. Mai 2018 17:27
Quelle: dab

Anzeige
Anzeige