Ostschweiz

Vor der vierten Welle: «Das Ostschweizer Pflegepersonal ist ausgebrannt»

Coronavirus

Vor der vierten Welle: «Das Ostschweizer Pflegepersonal ist ausgebrannt»

· Online seit 20.08.2021, 18:28 Uhr
Die Coronazahlen steigen und damit auch der Druck auf das Pflegepersonal. Barbara Dätwyler, Präsidentin des Berufsverbands Pflege Ostschweiz, spricht über Berufsaussteiger und erschöpfte Pflegerinnen und Pfleger.

Quelle: FM1Today/TVO

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Nachdem die Ansteckungen anfangs Sommer zurückgegangen waren, ist die Anspannung in den Ostschweizer Spitälern wieder gross – die Fallzahlen und Hospitalisierungen steigen stark an.

«Die Situation setzt uns erneut unter Druck»

«Das Pflegepersonal ist ausgebrannt», sagt Barbara Dätwyler, Präsidentin des Berufsverbands Pflege Ostschweiz. «Wir hatten gehofft, dass es keine vierte Welle geben würde. Das setzt uns unter Druck und wir kommen noch mehr zur Erschöpfung.» Ein weiteres Problem stellt das Besuchsverbot in St.Galler Spitälern dar (FM1Today berichtete). «Die Patientinnen und Patienten benötigen mehr Aufmerksamkeit und suchen das Gespräch mit dem Personal, weil die Angehörigen fehlen. Zudem müssen wir den Angehörigen mehr Auskunft über das Telefon erteilen.» Das bedeutet mehr Arbeit. Aber auch die Gefahr, selber am Coronavirus zu erkranken, steigt für das Pflegepersonal wieder. Doppelt geimpft seien derzeit etwa 60 Prozent des Pflegepersonals. Alle Ungeimpften müssen sich regelmässig testen lassen.

50 Prozent des Personals steigen aus

Echte Ruhe hatte das Pflegepersonal im Sommer nicht – auch wenn die Coronazahlen zurückgingen und so mehr Betten auf der Intensivstation frei blieben. «Im Sommer haben wir alle Operationen nachgeholt, die vorher warten mussten.» Ausserdem fehlt den Pflegeinstitutionen das Personal. «Wir wissen von Stationen, wo bis zu 50 Prozent des Personals ausgestiegen sind.» Gründe dafür waren: Krankheit, Erschöpfung oder weil sie einfach nicht mehr auf dem Beruf arbeiten wollen.

«Bereiten uns auf Pflegeinitiative vor»

Am meisten fehlt es auf den Intensiv- und Notfallstationen an fachgerecht ausgebildetem Personal: «Diese Leute absolvieren eine achtjährige Ausbildung. Und genau dort laufen sie uns davon.» Auch hier sind die Gründe: Burnouts, Schlafstörungen – weil während der Pandemie oftmals die Ruhepausen fehlen.

Der Berufsverband Pflege will dem entgegenwirken. «Wir bereiten uns auf die Pflegeinitiatve vor», so Dätwyler. «Wir wollen mehr in die Ausbildung investieren, unseren Patientinnen und Patienten mehr Sicherheit geben und bessere Bedingungen für unser Personal schaffen – sodass die Leute auf dem Beruf bleiben.»

(red.)

veröffentlicht: 20. August 2021 18:28
aktualisiert: 20. August 2021 18:28
Quelle: FM1Today

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