Ein Rentnerpaar übergibt 60'000 Franken an falsche Polizisten, eine 91-Jährige wird per Schockanruf um 40'000 Franken betrogen und falsche Pro Senectute-Mitarbeiter ziehen von Haus zu Haus, um Geld zu ergaunern.
Von solchen Betrugsfällen hört man im Moment fast wöchentlich. Die Polizei und die Medien warnen intensiv davor und trotzdem fallen fast täglich Personen auf diese Betrüger herein.
Betrüger sind sehr professionell
«Die Täter gehen oft sehr perfide und überzeugend vor. Wenn man dann zu gutgläubig ist, alle Vorsichtsmassnahmen über Bord wirft und sich nicht über die Risiken informiert, dann läuft man Gefahr, betrogen zu werden», sagt Simon Anderhalden, Polizeisprecher der Kantonspolizei St.Gallen.
Betrüger würden immer geschickter werden und versuchen mit immer wieder neuen Maschen den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. «Das Vorgehen der Täter ändert sich stetig und dadurch finden sie immer wieder leichte Opfer», so Anderhalden.
Eine Rentnerin erzählte letzten Juli gegenüber FM1Today, wie ihr eine falsche Polizistin über 60'000 Franken abnahm. «Wenn sowas passiert, ist man wie in einem Sog. Man funktioniert einfach», sagte sie in dem Interview. Naiv sei sie eigentlich nicht, jedoch hätte die Betrügerin so kompetent gewirkt und auf all ihre Fragen eine Antwort gehabt.
Erst als das Geld definitiv weg war, bemerkte die Rentnerin, dass sie auf einen Betrug hereingefallen ist. Die Polizei konnte ihr auch nicht mehr helfen.
«Falsche Polizisten gehören sicherlich zu den perfidesten Betrugsmaschen. Zusammen mit den Schockanrufen und den Enkeltrickbetrügern», sagt Anderhalden. Die Täterschaft sei in diesen Fällen hochorganisiert und suche sich ganz gezielt ältere Menschen als Opfer. Das Vorgehen sei sehr professionell und die Täter erscheinen als glaubwürdig. «So gewinnen sie auch das Vertrauen der Opfer.»
Anwaltsschreiben aus Bangladesch
Jedoch sind bei Weitem nicht alle Betrüger so kompetent. Ein gutes Beispiel dafür ereignete sich vor wenigen Tagen in Appenzell Innerrhoden. «Wir erhielten Kenntnis von einigen Briefen, welche den Adressierten eine grosse Erbschaft versprechen würden», sagt Roland Koster von der Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden.
Die Briefe seien persönlich adressiert und mit Stempel und Unterschriften versehen. «Auf den ersten Blick scheinen sie recht vertrauenswürdig», so Koster. Angeschrieben worden seien meist Personen zwischen 60 und 80 Jahren. Im Brief wird ihnen von einem angeblichen Anwalt in gebrochenem Deutsch erläutert, dass ein entfernter Verwandter der Adressaten in Bangladesch verunfallte und ins Koma fiel.
Nun, nach Jahren im Koma, sei die Person in Spanien verstorben und der Anwalt möchte die Erbschaft nun mit dem Adressierten Teilen. Es handle sich um eine Summe von fast 11 Millionen.
Die Betrüger fordern die Person auf, sie zu kontaktieren. In einem zweiten Schritt solle die Person Vorschusszahlungen leisten. Diese Kassieren die Betrüger dann ein und melden sich nie wieder.
«Im Kanton Appenzell Innerrhoden ist bisher keine Person auf diese Briefe hereingefallen», sagt Koster. Bei einem zweiten Blick fällt einem schnell auf, dass der Brief nicht besonders professionell geschrieben ist und einige Ungereimtheiten und Schreibfehler enthält. Auch wenn der angebliche Anwalt kein Deutsch sprechen würde, sollte es ihm trotzdem möglich sein, einen professionelleren Brief zu schreiben.
Die Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden ergriff direkt Massnahmen und versuchte die Bevölkerung zu warnen und sensibilisieren. «Offenbar gelang uns das auch», sagt Koster «Seither erhielten wir keine Meldungen mehr über solche Briefe.»
Cyberbetrug nimmt stark zu
«Die Polizei sensibilisiert immer wieder und betreibt Prävention, doch dadurch, dass die Täter eben immer wieder ihr Vorgehen ändern, fallen doch immer wieder Personen herein», sagt Anderhalden.
Zur heutigen Zeit sei aber besonders Cyberkriminalität ein grosses Thema. «Es gibt unzählige Erscheinungsformen von Internetbetrug.» Dazu gehöre zum Beispiel Bestellbetrug auf Kleinanzeige-Plattformen, Phishing-Mails, Liebesbetrug oder Anlagebetrug. Vor allem im Internet seien dann nicht nur ältere Personen gefährdet, sondern auch die anderen Altersschichten.
Erst vor Kurzem ereignete sich ein Vorfall, bei welchem einem 16-Jährigen seine ganzen Ersparnisse abgezogen wurden. «Die Anzahl Betrugsfälle im Bereich Bestellbetrug steigt jährlich um mehr als 20 Prozent», so Anderhalden.