Quelle: 30-Jährige in Netstal erschossen, 16.10.2021 / TeleZüri
Der Angeklagte habe vorsätzlich einen Menschen getötet, wobei er besonders skrupellos gehandelt habe, schreibt die Glarner Staatsanwaltschaft in der Anklageschrift. Namentlich der Beweggrund, der Zweck der Tat oder die Art der Ausführung seien besonders verwerflich gewesen. Sollte der mutmassliche Täter des Mordes verurteilt werden, erwartet ihn eine Gefängnisstrafe im Ausmass von zehn Jahren bis lebenslänglich.
Sie lachte ihn aus
Das Tötungsdelikt ereignete sich am 16. Oktober 2021 kurz nach Mitternacht auf einem Parkplatz in Netstal. Die Frau, welche die Beziehung mit dem Angeklagten vorher beendet hatte, willigte in ein letztes Treffen ein. Sie soll dabei den Täter laut Staatsanwaltschaft wegen der mitgeführten Spielzeugpistole «ausgelacht» haben.
Doch die Waffe war echt. Der Mann schoss zweimal auf die Frau, welche am Steuer ihres Autos sass. Jeder der Schüsse wäre tödlich gewesen, schreibt die Staatsanwaltschaft.
Kurz vor der Tat soll der Schütze laut Staatsanwaltschaft auf Apple Notes die letzten Worte von «Romeo zu Julia» aus dem Schauspiel von William Shakespeare vermerkt haben. Übersetzt lauten sie: «Augen, blickt euer Letztes! Arme, nehmt die letzte Umarmung! Und, o Lippen, ihr, die Tore des Odems, siegelt mit rechtmässgem Kusse den ewigen Vertrag dem Wuchrer Tod.»
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Umgang mit der Waffe auf Videos angeschaut
Die Tatwaffe, eine Pistole des Kalibers 7,65 Millimeter, hatte der Mann in der Wohnung eines Bekannten in Horgen ZH unbemerkt an sich genommen. Vor dem Gebrauch schaute er sich auf YouTube zehn Videos an, um sich über den Umgang mit Pistolen zu informieren.
Kennen gelernt hatten sich Opfer und Täter, beide tibetischer Herkunft, im April 2020 durch ein Online-Spiel. Er wohnte in einem Flüchtlingsheim im Elsass (F), bevor er in Mulhouse eine eigene Wohnung bezog, sie lebte in Netstal. Es entwickelte sich eine persönliche Beziehung, wobei Treffen wegen der Corona-Pandemie vorerst nicht möglich waren. Später sahen sich die beiden wiederholt in einem Hotel in Zürich oder an Orten im Glarnerland.
Die Beziehung scheiterte an Meinungsverschiedenheiten, unter anderem an politischen. Es sei immer wieder zu Beziehungsabbrüchen gekommen, schreibt die Staatsanwaltschaft. Am 6. Oktober 2021, zehn Tage vor der Bluttat, sei die Beziehung am Ende gewesen.
(sda/hap)