Seit ihrem ersten Treffen sind Andrea und Jürg Hugener unzertrennlich. Zusammen haben sie schon die Welt bereist, zu Hause kochen sie gerne miteinander oder trinken ein Glas Wein. «Es hat von Anfang an gepasst», sagt Andrea Hugener zu FM1Today. Das, obwohl die 41-Jährige und ihr 75-jähriger Mann einen Altersunterschied von 34 Jahren haben. «In ihm habe ich meinen Seelenverwandten gefunden», sagt Andrea.
Angefangen hatte die Liebesgeschichte 2007 bei der Arbeit. Andrea arbeitete in den Lounges am Flughafen Zürich, Jürg war am selben Ort beim «Lost & Found» tätig. «Wenn ich in der Arrival-Lounge gearbeitet habe, haben wir uns oft unterhalten, da die Lounge direkt neben seinem Büro lag.» Und so kam es, dass sich die beiden spontan auf ein Glas Wein verabredeten. «Wir haben schnell gemerkt, dass wir in vielen Sachen gleich denken», sagt Andrea.
«Er ist älter als meine Eltern»
Schnell wurde es zwischen den beiden ernst. «Ich wollte ihn möglichst bald meinen Eltern vorstellen, um zu erfahren, was sie über ihn denken.» So stellte die 27-Jährige ihren 61-jährigen Freund den Eltern vor. «Er ist älter als meine Eltern.» Doch die Familie nahm den Freund der Tochter gut auf. «Ich weiss nicht, was aus uns geworden wäre, wenn meine Familie ihn nicht akzeptiert hätten.»
Nach etwa drei Monaten zog Andrea bei Jürg, den alle Jüge nennen, ein. «Ich hatte nie Bedenken.» Nur zwei Jahre später heiratete das Paar. «Ich dachte mir: Egal ob wir jetzt ein Jahr oder zwanzig Jahre glücklich sind, Hauptsache wir versuchen es.» Mittlerweile ist das Paar seit zwölf Jahren verheiratet. «Ich weiss immer, was er denkt, und kann seine Sätze zu Ende sprechen.» Auch würden die beiden nie streiten.
Den Altersunterschied würden die beiden in ihrer Beziehung eigentlich nicht merken. Jedoch lerne Andrea von ihrem Mann, jeweils etwas geduldiger zu sein. Plus kümmert sich Jüge um den Haushalt, da er sich bereits in Pension befindet. «Er fährt mich jeweils zur Arbeit und holt mich wieder ab. Das ist sehr schön.» Andrea arbeitet noch immer in den Lounges am Flughafen.
Grossmutter weigerte sich, Freund kennenzulernen
Trotzdem hätten die beiden auch mit Vorurteilen zu kämpfen. «Anfänglich ernteten wir komische Blicke», sagt die 41-Jährige. So würden sie auch speziell angeschaut, wenn sie sich in den Ferien zusammen ein Hotelzimmer teilen. Die eigene Grossmutter habe sich am Anfang gar geweigert, den Freund ihrer Enkelin kennenzulernen. «Mittlerweile sind sie gute Freunde geworden.» Auch Jüges Freunde hätten früher gewitzelt, ob er nun in der Midlife-Crisis angekommen sei. «Wenn ihr als Paar auftretet, stellt man keine Fragen mehr, es passt einfach», haben viele von Andreas Freundinnen bereits gesagt.
Auseinandersetzung mit dem Tod
Wie die Zukunft der beiden aussieht? Zusammen wollen sie noch die Welt bereisen. Dazu haben sie sich auch eine zweiseitige Bucketlist erstellt. «Wir lieben Städtetrips.» Jüge sei für sein Alter noch ziemlich fit, deshalb können sie dies auch noch ohne Probleme tun. Doch was, wenn es dem 75-Jährigen plötzlich nicht mehr gut geht oder er stirbt? Das Paar hat sich mit dieser Frage bereits auseinandergesetzt. «Wir haben für den Fall der Fälle schon alles aufgegleist», so Andrea. Eine Patientenverfügung steht, der Lebenslauf wurde von Jüge schon geschrieben und auch eine Urne wurde bereits zusammen ausgesucht. «Ich musste mich vielleicht etwas früher mit dem Thema Tod befassen wie andere.»
«Ich bin froh um jeden Tag, um jedes Jahr, das wir zusammen verbringen können.» Es sei aber auch beängstigend, an den Tod des Partner zu denken, so Andrea. «Ich male mir noch nicht aus, wie es sein wird. Ich muss dann einfach damit leben», so die 41-Jährige. «Ich werde aber auf alle Fälle auf eine super Zeit zurückblicken können.»