Im Wallis ist am Freitag ein weiteres Teilstück der Autobahn A9 für den Verkehr freigegeben worden. Es handelt sich um die 2,5 Kilometer lange Strecke Schnidrigu - Wanne West zwischen den Anschlüssen Gampel-Steg Ost und Raron.
Einschliesslich der Betriebs- und Sicherheitsausrüstung seien 22 Millionen Franken in den Bau dieser Teilstrecke investiert worden, teilten die Walliser Behörden mit.
Bereits während der Vorbereitungsarbeiten für die Erstellung des nun eröffneten Teilstücks seien die Projektverantwortlichen vor verschiedene Herausforderungen gestellt worden, heisst es weiter. Erwähnt wurde insbesondere die Entsorgung von mit Quecksilber belastetem Boden.
Während der Bauausführung war zudem eine unzureichende Trasseebreite auf einem Teil des Abschnitts festgestellt und behoben worden. Auf einer Länge von 540 Metern fehlte der Asphalt auf bis zu einem halben Meter Breite. Der Mangel war durch einen Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle publik geworden.
Die A9
Aber an den Anfang. Seit über 50 Jahren ist man daran, das 32 Kilometer lange Teilstück der A9 im Oberwallis zu realisieren. Die ganze Autobahn beginnt im Jura, zieht sich via Lausanne bis Vevey, wo sie sich mit der A1 überschneidet, und dreht dann bei Montreux Richtung Rhonetal ab. Von dort folgt sie dem Lauf des Flusses bis nach Brig. Ab da verlängert die Strecke über den Simplonpass die Verkehrsachse Richtung Italien.
Insbesondere das Oberwalliser Stück sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Aufsehen und vor allem Unglauben in der restlichen Schweiz. Denn: Trotz der frühen Planung vor über 50 Jahren ist die komplette Autobahn immer noch nicht vollendet. Zusätzlich verschlingt der Bau Milliarden.
Die Planung beginnt bereits holprig
Bereits in den 1970er-Jahren beschliesst die Politik: Es braucht eine Autobahn im Oberwallis. Allerdings ist man sich nicht über die Linienführung einig. Kurz nach Siders beginnt der Pfynwald, ein Naturschutzgebiet. Statt durch den geschützten Wald hindurch plant man die A9 über die Rhone zu führen. Denn was man auf keinen Fall will: Die Autobahn durch Dörfer wie Susten, Turtmann, Raron und insbesondere Visp zu ziehen. Lieber soll die A9 durch unberührte Auenlandschaften führen.
Doch glücklicherweise verfolgt man keine der angestrebten Lösungen und verlegt die Autobahn zu grossen Teilen in den Untergrund. Nur gerade 30 Prozent des Teilstücks durch den Pfynwald ist heute oberirdisch. Im ganzen Rest beträgt die Führung an der Luft ebenfalls nur 50 Prozent. Allerdings zieht sich der Streit hin: Erst 1990 einigt man sich auf diese Streckenführung und beginnt mit den Bauvorbereitungen.
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Damals wird für die ganze Oberwalliser Autobahn 2,1 Milliarden Franken budgetiert. Die Kosten werden zu 96 Prozent vom Bund getragen, die restlichen 4 Prozent übernimmt der Kanton Wallis. Bauherr ist jedoch der Kanton. Ein Grund für die hohen Kosten sind die vielen Tunnels und Eindeckungen. Gerade dies bringt neue Probleme: Die spezielle Geologie stellt die Ingenieure vor Herausforderungen.
Korruption im Alpenkanton
Damit aber nicht genug: 2004 urteilt das Bundesgericht, dass es bei der Arbeitsvergabe von Planungsarbeiten zu willkürlichen Entscheiden gekommen ist. Von Absprachen unter Walliser Bauunternehmern ist die Rede, die dann noch durch Politiker der damaligen CVP gedeckt wurde.
Ein Jahr darauf werden die Arbeiten am Riedberg-Tunnel, zwischen Turtmann und Gampel, aufgenommen. Schon zwei Jahre später werden sie für zehn Jahre eingestellt: Der Hang gerät ins Rutschen. Ursprünglich soll dieser Tunnel 54 Millionen Franken kosten. 2021 korrigiert der Staatsrat diese Summe nach oben – auf 220 Millionen Franken. Ein teures Loch.
Minderwertiger Beton, schwankende Tunnels
2016 richtet sich der Fokus auf einen anderen Tunnel: der Eyholz in der Umfahrung Visp. Dort wurde minderwertiger Beton verwendet. Ein Stück von 600 Metern muss nochmals umgebaut werden.
Im selben Jahr dringt Wasser in einen bereits fertig gestellten, gedeckten Einschnitt zwischen Gampel und Leuk. Der Grundwasserspiegel steigt überraschend, sodass die Tunnelröhren schwanken. Erst müssen diese fest im Hang verankert und der Untergrund neu verlegt werden.
Und schliesslich wird 2022, wie bereits erwähnt, bekannt, dass die Autobahn auf einem Teilstück von 500 Metern zu schmal gebaut wurde.
140 Millionen Franken pro Kilometer
Dies und weitere Vorfälle führen zu immer mehr Kosten. Im neusten Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle wird für den Oberwalliser Teil mit Aufwendungen von 4,4 Milliarden Franken gerechnet. Das bedeuten am Ende Kosten für einen Kilometer Autobahn von 140 Millionen Franken.
Der aktuelle Plan besagt, dass die A9 im Jahr 2035 fertig werden soll. Man ist gespannt.