Die Landesregierung verstehe die Frustrationen in der Schweizer Bevölkerung und wünsche sich ebenfalls Lockerungen. In der Westschweizer Zeitung «Le Novelliste» sagte er in einem Interview: «Der Bundesrat dürfte Lockerungen in Aussicht stellen, denn wir alle wünschen uns das gute Leben zurück.» Der Bundesrat werde an seiner Sitzung von kommender Woche seinen Kurs anpassen und anschliessend die Kantone konsultieren. Genauere Angaben zu den Lockerungen machte er nicht.
Die wichtigsten Indikatoren der Schweiz in der Corona-Pandemie deuteten auf eine Entspannung hin. Dennoch gelte es im Hinblick auf die Entwicklung der neuen Virus-Mutationen, vorsichtig zu bleiben. Die FDP und die SVP hatten zuletzt vehement Lockerungen gefordert.
Entwicklung der Lage birgt Risiken
Der Gesundheitsminister wies Kritik am strikten Kurs des Bundesrates zurück. Er verstehe, dass sich Geschäfte, Restaurants und Kinos in einer unerträglichen Lage befänden. Die Klagen fänden beim Bundesrat Gehör. Aber die Entwicklung der Lage berge bedeutende Risiken.
Seit Beginn der Krise seien die kritischen Stimmen immer dann zu hören gewesen, wenn sich die Lage verbessert habe. Nähmen die Neuansteckungen drastisch zu, schwiegen die gleichen Kreise. Dann werde der Schwarze Peter der Landesregierung zugeschoben.
Berset wies zugleich die Kritik zurück, der Bundesrat habe keine Strategie, die Pandemie wirkungsvoll zu bekämpfen. Er verstehe, dass die politischen Parteien Sicherheiten einforderten. Das aber sei in Zeiten der Krise unmöglich. Er plädiere daher für Flexibilität.
Lockerung bei Veranstaltungen zu früh erfolgt
Im letzten Sommer habe die Schweiz sich zu sehr darauf verlassen, dass die Entwicklung der Pandemie positiv verlaufen. So seien etwa die Lockerungen bei grossen Veranstaltungen im letzten Herbst zu früh erfolgt. Auch habe die Kommunikation zwischen Bund und Kantonen nicht immer nach Wunsch funktioniert. Für den Bundesrat sei stets zentral gewesen, die am meisten verletzlichen Personen zu schützen.