(nst/sat) Wegen Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit fehlt vielen Erwerbstätigen derzeit ein Teil ihres Einkommens. Das Vergleichsportal Comparis.ch geht laut einer Mitteilung vom Dienstag von über zwei Millionen Menschen aus, denen derzeit bis zu 30 Prozent ihres Einkommens fehlt. Dies verschärfe die Prämienbelastung massiv. «Die Prämien sollten angesichts der aktuellen Wirtschaftslage nur um ein statt um drei Prozent steigen», fordert Comparis-Experte Felix Schneuwly laut Mitteilung. Die Differenz von zwei Prozentpunkten solle mit einer Reduktion der über 8 Milliarden Franken Reserven bei den Krankenkassen finanziert werden.
Erschwerend hinzu komme, dass die diesjährigen Kapitalerträge der Kassen krisenbedingt geringer ausfallen dürften. So müsse das Bundesamt für Gesundheit (BAG) den Krankenkassen bereits jetzt mitteilen, «wie gross der Spielraum für einen weiteren Abbau der Reserven im kommenden Jahr sein wird», fordert Schneuwly. Aufgrund der unterschiedlichen finanziellen Lagen brauche es Spielraum anstelle von rigiden Vorgaben für die Prämienkalkulationen für 2021.
Prämien 2021 werden Ende September bekannt
Umgekehrt wird die Coronakrise laut Comparis – wie auch aus Sicht zahlreicher weiterer Gesundheitsexperten, Behörden und Krankenversicherern – zu keiner massiven Kostensteigerung im Gesundheitswesen führen. Vielmehr hat das vorübergehende Verbot von nicht dringend notwendigen Operationen sowie die Angst der Patienten, sich in Arztpraxen und Spitälern mit dem Coronavirus anzustecken, zu einem Einbruch der Nachfrage nach medizinischen Leistungen geführt. Selbst bei einer zweiten Welle sei keine Explosion bei den Behandlungskosten zu erwarten, schreibt Comparis in seiner Mitteilung, da stationäre Behandlungen anteilig von Kantonen und Krankenkassen getragen werden.
Die Krankenkassenprämien für das neue Jahr gibt das BAG jeweils Ende September bekannt. Kassen dürfen sich zu ihren künftigen Prämien erst danach äussern. Auf das laufende Jahr hin waren die Prämien im Schnitt lediglich um 0,2 Prozent angestiegen. Das war erheblich weniger als in den Vorjahren mit bis zu 8 Prozent. Grund für den tiefen Prämienanstieg waren namentlich kostendämpfende Massnahmen des Bundesrats, etwa die Anpassung des Ärztetarifs Tarmed.