Hätte er die Grösse des Sturms ermessen können, hätte er die Kantonalparteien vorgewarnt, sagte Pfister am Freitag in einem Hintergrundgespräch vor den Bundeshausmedien in Bern. Am heftigsten von allen Parteien reagierten gemäss dem Nationalrat aus Zug die Freisinnigen. Pikant: In Pfisters Heimatkanton haben CVP und FDP eine Listenverbindung.
Die Darstellung eines Kandidaten zusammen mit den Positionen seiner Partei goutierten offenbar nicht alle Kandidierenden und selbst gestandene Politiker nicht, diagnostizierte Pfister. Die CVP habe aber weder auf die Frau noch den Mann gespielt, sondern die Positionen der Konkurrenz fair wiedergegeben und den eigenen gegenübergestellt.
Harsche Reaktionen auch in CVP
Die Reaktionen der Kantonalparteien fielen teils heftig aus, besonders dort, wo Listenverbindungen bestehen. In Luzern etwa kandidiert Nationalrätin Andrea Gmür zusammen mit dem Bisherigen Damian Müller von der FDP für den Ständerat. Und bei den Nationalratswahlen sind die Listen verbunden.
Gmür erklärte, sie habe im Kanton Erklärungsbedarf gehabt. Die Wogen hätten sich aber schnell wieder geglättet. Erstaunt habe sie, wie schnell der Aufschrei wegen der vermeintlichen Schmutzkampagne der bisher so braven CVP durchs Land gegangen sei. «Das tut man nicht», habe es geheissen und niemand habe ein echtes Argument dagegen vorbringen können.
Der Bündner CVP-Nationalrat Martin Candinas sagte, die Positionen welche die CVP in ihren Google-Inseraten dargestellt habe, stimmten alle. Die Kampagne sei vielleicht frech, aber keineswegs eine Schmutzkampagne. In Graubünden spannt die CVP mit FDP und BDP zusammen.
Zweite Stufe am Wochenende
Generalsekretärin Gianna Luzio erklärte, bei der Internet-Kampagne habe die von der CVP beauftragte Agentur Enigma alle Kandidatennamen der im Parlament vertretenen und wieder antretenden Parteien ausser der EVP als Google-Schlagworte benutzt. Im Zentrum würden die Themen der CVP stehen.
In der zweiten Phase, welche am Wochenende startet, führt die Partei die Kampagne mit den Namen als Schlagworte weiter, fügt aber noch Begriffe wie etwa Gesundheitskosten oder Parteinamen hinzu. Diese neuen Schlagworte würden dann je nach Klicks angepasst oder andere hinzugefügt, sagte Luzio.
In der dritten Phase setzt die Partei dann auf Inhalte und will so ihre Sichtbarkeit in den sozialen Medien verstärken. Die nationale Partei setzt im aktuellen Wahlkampf aufs Internet. Eine landesweite Kampagne mit Plakaten führt sie nicht. Unterdessen sei das ungeheuer teuer und die Wirkung zweifelhaft, sagte Pfister.
Stopp auf Verlangen
Marion Maurer, eine FDP-Nationalratskandidatin aus Adligenswil LU, liess sich die CVP-Kampagne nicht gefallen. Sie berief sich auf ihre Persönlichkeitsrechte und bezichtigte die Christlichdemokraten der Diffamierung.
Ultimativ forderte sie die Partei und Google in «Abmahnungen» auf, das Inserat bis Donnerstag um Mitternacht zu stoppen. Wie sie am Freitag auf ihrer Homepage mitteilte, geschah dies auch.
Ihren Appell an andere Kandidierende, es ihr mit einer energischen Demarche gleichzutun, erhält Mauer aufrecht. Pfister versicherte in Bern, die Partei werde auf Verlangen von Kandidierenden die entsprechenden Inserate stoppen. Wirklich geärgert hätten sich aber nur wenige.
Die CVP-Internetkampagne sorgte zu Wochenbeginn für Aufsehen. Wer beim Suchdienst Google nach Kandidatinnen und Kandidaten forscht, stösst auf ein unauffälliges Inserat.
Beim Klick darauf öffnet sich eine CVP-Seite, welche in der Aufmachung der Parteiseite der Kandidierenden gleicht - etwa grün für die SVP. Auf dieser vermeintlichen Kandidatenseite erscheint eine Frage und das Rezept der Partei des Kandidaten, welches die CVP dann mit ihrer Position kontert.