Eine neue Umgebung und neue Leute: Für frisch eingeschulte Kinder, kann es schon verwirrend sein, wenn man auf einmal die Lehrperson siezen muss. In Schweden, Norwegen und Finnland dürfen die Kinder deshalb ihren Lehrerinnen und Lehrern «Du» sagen. Und in Berlin soll dies ebenfalls eingeführt werden. Also anstatt «Grüezi Frau Müller», wäre das dann «Hoi Bettina». In Berlin erhofft man sich dadurch den Abbau von Distanz und dafür einen Aufbau von mehr Vertrauen und bessere Noten, schreibt «BZ-berlin.de».
«Erwachsene und Lehrpersonen werden bei uns gesiezt»
In Schweizer Schulen ist das Duzen derzeit kein Thema. «Es gehört nicht zu unserer Kultur und das Thema ist in Schulen kaum präsent», sagt Franziska Peterhans, Zentralsekretärin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, gegenüber FM1Today. Dass eine Klasse schon einmal den Wunsch geäussert hat, den Lehrer zu duzen, sei bestimmt schon passiert. Doch: «Es ist unsere gesellschaftliche Konvention, dass Erwachsene und damit auch Lehrpersonen gesiezt werden.» Auch Erwachsene in der Schweiz siezen sich untereinander.
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Es gibt wichtigeres um Vertrauen aufzubauen
Zum Argument, dass das Duzen das Vertrauen zwischen Lehrperson und Schülerinnen und Schüler stärkt, meint Peterhans: «Damit Kinder und Jugendliche in der Schule gut lernen können, müssen sie sich wohlfühlen. Das hat viel mit der Beziehung zur Lehrperson zu tun.» Kinder bräuchten Verlässlichkeit und Empathie. Aber es gebe wichtigere Faktoren als das Duzen. «Lehrpersonen haben im Schulzimmer eine andere Rolle als die Kinder und Jugendlichen untereinander. Eine klare Verteilung der Rollen macht Beziehungen sicherer und oft auch besser.»
Peterhans hält es für unwahrscheinlich, dass an Schweizer Schulen bald das «Du» komme. «Aber eine Gesellschaft und die Sprache entwickeln sich ständig. Wer weiss was in fünfzig Jahren ist?»
(red.)