Die Strassen in der Innenstadt Berns waren am Samstagnachmittag rappelvoll mit Menschen, die fürs Klima demonstrierten. Jung und Alt waren unterwegs – ausgerüstet mit Schildern und Transparenten.
Gegen halb vier Uhr nachmittags erreichte die Menschenmasse den Bundesplatz. Sie war aber deutlich zu gross für diesen. Viele wichen auf die benachbarten Plätze und die Nebengassen aus, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete.
Handgeschriebene Sprüche auf Karton
Der Demonstrationszug war ungewohnt lange – die Organisatoren sprachen von über 60'000 Teilnehmenden. Als die ersten Teilnehmer nach einer Stunde die rund 1,3 Kilometer lange Strecke vom Bollwerk zum Bundesplatz zurückgelegt hatten, waren die letzten noch nicht einmal gestartet.
Die Klimajugend führte den bunten und lauten Umzug durch die Stadt an und prägte ihn mit Sprechgesängen wie «Mitspaziere – Solidarisiere». Insgesamt nahmen Menschen jeden Alters sowie viele Familien an der Kundgebung teil.
Die Demonstrierenden bildeten beim Umzug mehrere Demoblöcke zu Themen wie Gesundheit, Landwirtschaft und Outdoor-Aktivitäten. Sie wollten so veranschaulichen, dass die Auswirkungen der Klimakrise bereits in allen Bereichen der Gesellschaft spürbar seien.
«Der Wald brennt, die Arktis schmilzt, die Politik pennt» war auf einem der vielen handgeschriebenen Transparente zu lesen. «Wäre das Klima eine Bank, hätten wir sie längst gerettet», stand anderswo auf einem Stück Karton geschrieben.
Zeichen für sofortigen Klimaschutz
«Jetzt handeln!» lautete das Motto der Kundgebung, zu der die Klima-Allianz Schweiz sowie zahlreiche Umwelt- und Naturschutzorganisationen aufgerufen haben.
Die Klimabewegung habe bei vielen zu einem Umdenken geführt, heisst es in einem gemeinsamen Aufruf. Mutige Menschen probierten neue Wege aus, und in vielen Branchen würden klimaverträgliche Lösungen gefunden. Doch es passiere noch viel zu wenig, und die Zeit für vorsichtige Schritte sei abgelaufen.
Die Demonstrierenden wollen ein Zeichen für sofortigen Klimaschutz und Klimagerechtigkeit setzen. Die grössten Verursacher der Krise müssten ihre Verantwortung wahrnehmen. Die Politik müsse dem Klimaschutz endlich Priorität geben.
Zudem verschärfe die Klimakrise die jetzt schon bestehenden Ungleichheiten auf globaler Ebene noch weiter, hiess es in einem Aufruf. Die Länder des Globalen Nordens verursachten die Krise, deren schlimmsten Folgen zuerst die Menschen im Süden träfen.
Quelle: TeleBärn / CH Media Video Unit / Katja Jeggli
Bezug auf nationale Wahlen
Die Klima-Allianz nahm in ihrem Communiqué zudem direkt Bezug auf die bevorstehenden eidgenössischen Wahlen. Das «Totalversagen» des Ständerats bei der Revision des CO2-Gesetzes habe diese Woche gezeigt, dass Neuwahlen überfällig seien. «Es braucht ein Parlament, das die Klimakrise ernst nimmt.»
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Die nationale Klimademo fand 22 Tage vor den nächsten eidgenössischen Wahlen statt. Es war der letztmögliche Termin für eine Grossdemonstration auf dem Bundesplatz: Im Oktober erlaubt die Berner Stadtregierung keine solchen Anlässe mehr. Sie setzt damit die Praxis der Wahljahre 2011, 2015 und 2019 fort. Auch Ende September 2019, vor den letzten eidgenössischen Wahlen, waren laut den Veranstaltern bis zu 100'000 Menschen auf die Strasse gegangen.
Anreise mit Extrazügen
Die Demonstrierenden waren am Samstag aus der ganzen Schweiz angereist, unter anderem mit sechs Extrazügen. Es gab auch gemeinsame Anfahrten mit dem Velo. Der Verkehr kam in der Berner Innenstadt zeitweise zum Erliegen.
(sda/ade)