Schweiz

Hitzewelle macht uns krank

Hitzewelle macht uns krank

21.08.2018, 16:36 Uhr
· Online seit 21.08.2018, 09:04 Uhr
Trockene Augen, Niesen, Schnupfen oder Atemnot - dies sind Symptome, die bei einer hohen Ozon-Belastung auftreten. Aktuell ist die Belastung so hoch, dass sie unsere Gesundheit beeinträchtigt.
Lara Abderhalden
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Die Nase kitzelt, der Hals kratzt, der Husten will nicht aufhören oder man bekommt kaum Luft: Das sind Symptome, die auftreten, wenn die Ozon-Belastung hoch ist und das ist sie im Moment: «Die Ozonwerte sind in diesem Jahr höher als im letzen Jahr. Dies hat mit der anhaltenden Hitze und Trockenheit zu tun», sagt Jörg Sintermann von Ostluft. Die Organisation überwacht die Luftqualität in den beiden Appenzell, St.Gallen, Schaffhausen, Thurgau, Fürstentum Liechtenstein, Glarus, Zürich und zum Teil Graubünden.

Teilweise stark erhöhte Ozonwerte

Diese teilweise starke Ozon-Belastung könne dazu führen, dass die Schleimhäute gereizt werden und die Menschen das Ozon spüren. Auch Regula Grünwald von der Lungenliga sagt: «Die aktuelle Ozonbelastung in einigen Kantonen liegt über dem Grenzwert». Zu diesen gehören alle Ostschweizer Kantone ausser Glarus und Graubünden. Der Grenzwert liegt bei 120 Mikrogramm pro Kubikmeter. Dieser Wert sollte eigentlich nur einmal im Jahr überschritten werden.

Wie eine Statistik des Bundesamts für Umwelt BAFU zeigt, wurde der Wert im letzten Monat beinahe täglich überschritten. Messstationen in der Schweiz haben vor allem im Tessin stark überhöhte Werte gemessen. So übertraf der Ozonwert dort mehrmals 200 Mikrogramm pro Kubikmeter. Bei Werten zwischen 180 und 240 Mikrogramm pro Kubikmeter spricht die Lungenliga von einer «sehr hohen Belastung»: Die Wahrscheinlichkeit für Reizungen der Schleimhäute ist stark erhöht.

Lungenfunktion kann um zehn Prozent abnehmen

Vor allem in den Nachmittagsstunden und am frühen Abend, werden die Grenzwerte überschritten.  «Wird die Ozon-Belastung von 180 Mirkogramm pro Kubikmeter überschritten, kann die Lungenfunktion bei Kindern, Jugendlichen oder empfindlichen Erwachsenen um fünf bis zehn Prozent reduziert werden», schreibt das Bundesamt für Umwelt. Eine erhöhte Ozon-Belastung erschwert aber nicht nur das Atmen, es kann auch die Augen austrocknen, was das Einsetzen der Linsen erschwert oder Schmerzen bereitet. Weiter könne tiefes Luft holen Schmerzen verursachen.

Kantonsspital St.Gallen hat vermehrt Fälle

«Vor allem bei Personen die allergisch auf Pollen, Milben oder Feinstaub sind, können sich die Reaktionen derzeit verstärken», sagt Regula Grünwald von der Lungenliga. Häufig gebe es auch Atemprobleme bei körperlichen Anstrengungen bei Sport im Freien. «Ebenfalls hat eine zu hohe Ozonbelastung nachweislich einen Anstieg der Spitaleinweisungen und eine höhere Sterblichkeit zur Folge.»

Im Kantonsspital St.Gallen beobachten die Ärzte zurzeit zwar vermehrt Patienten, die Symptome einer hohen Ozon-Belastung zeigen, dies sei aber für die Jahreszeit nicht ungewöhnlich, heisst es auf Anfrage.

Ozon Belastung ist auf dem Land höher

St.Gallen ist, was die Ozon-Belastung betrifft, priviligiert, da es hier oft windet. In Lugano beispielsweise sind die Ozon-Werte deutlich höher, da dort die Belastung von Mailand her kommt. «Grundsätzlich treten Spitzenbelastungen flächendeckend auf», sagt Jörg Sintermann von Ostluft. Das heisst, ist die Ozon-Belastung hoch, ist dies meist in der ganzen Schweiz der Fall. «Es ist aber so, dass die Belastung am Stadtrand häufig höher ist, als mitten im Stadtzentrum.

Kein Sport im Freien

Um den Körper der Ozon-Belastung nicht auszusetzen rät die Lungenliga: Die körperliche Betätigung im Freien auf den Morgen verschieben oder ganz vermeiden. «Wer wiederholt Atembeschwerden hat, sollte einen Arzt aufsuchen», sagt Regula Grünwald von der Lungenliga.

Bei hoher Ozon-Belastung sollte das Autofahren möglichst vermieden werden, ein grosser Teil des Ozons wird durch den Verkehr verursacht. Auch Reinigungs- oder Lösungsmittel im Haushalt tragen zu erhöhten Ozonwerten bei, heisst es von der Lungenliga.

Ozon auch in den Häusern

Sich nur noch im Haus aufzuhalten, nützt übrigens häufig nicht viel, vor allem wenn viel gelüftet wird. Es lohnt sich, hauptsächlich nachts oder morgens einmal kräftig durchzulüften.

Gemäss dem Bundesamt für Umwelt wurden politisch bereits Massnahmen ergriffen, die langsam greifen: «Aufgrund von Emissionsminderungsmassnahmen beim Verkehr und der Industrie wurden die Stickoxid-Emissionen seit 1985 mehr als halbiert.» Deshalb sei die Ozon-Belastung dieses Jahr auch weniger hoch als im Hitzesommer 2003.

veröffentlicht: 21. August 2018 09:04
aktualisiert: 21. August 2018 16:36
Quelle: abl

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