Im Jahr 1983 bekam das einstige Suisse Open in Crans-Montana den Status des European Masters zugesprochen. Seither ist das Turnier auf dem Hochplateau ein Stelldichein der europäischen Golfelite mit gelegentlichen Gaststars aus Übersee. 1986 siegte der später ein Star und ein zweifacher US-Masters-Sieger gewordene Spanier José Maria Olazabal im Wallis als kaum bekannter 20-jähriger Jungspund. 35 Jahre lang blieb Olazabal der mit Abstand jüngste Sieger am European Masters - bis diesen Sonntag ein rasch aufstrebender Däne mit ihm gleichzog.
Makellose Schlussrunde
Vor der Schlussrunde des mit zwei Millionen Euro dotierten Turniers waren Höjgaards Chancen auf den dritten Sieg auf dem grossen europäischen Circuit ziemlich gering. Aber er beging auf den 18 Löchern keine Fehler und überholte mit fünf Birdies und einem Eagle alle vor ihm liegenden Professionals, so auch den erfahrenen und renommierten Österreicher Bernd Wiesberger, Sieger von acht Europa-Tour-Turnieren seit 2012. Wiesberger wurde alleiniger Zweiter und darf sich dank der Spitzenklassierung gute Chancen ausrechnen, Ende September als erster Österreicher dem europäischen Ryder-Cup-Team anzugehören, das auf dem berühmten Platz von Whistling Straits im US-Bundesstaat Wisconsin gegen die erneut favorisierten amerikanischen Profis antreten wird. Wiesberger ist nicht der einzige Österreicher, der den besten Schweizern weit entrückt ist. Matthias Schwab und Sepp Straka sind auf den grossen Tours ebenfalls erfolgreich.
Von Hildisrieden bis Crans
Vor dem fast vollständigen Ausfall der Saison 2020 infolge der Pandemie spielte Rasmus Höjgaard als Profineuling auf der Challenge Tour, dem zweiten Circuit im europäischen Profigolf. So trat er zusammen mit seinem ebenfalls hochbegabten Zwillingsbruder Nicolai, seinem Ebenbild, an der Swiss Challenge auf Golf Sempachersee im luzernischen Hildisrieden auf. Noch in der gleichen Saison debütierte er im Oberhaus und gewann das Mauritius Open. Vor einem Jahr siegte er an der weit höher dotierten UK Championship in The Belfry bei Birmingham, sodass der Triumph in Crans-Montana mittlerweile Höjgaards dritter Erfolg auf der grossen Tour ist. In der kurzen Zeit seiner Karriere hat er sich auch mit zahlreichen weiteren vorzüglichen Platzierungen bestens etabliert. Zwei Wochen vor dem Start im Wallis belegte er im englischen Ash den 3. Platz.
Wie Höjgaard spielte auch Henrik Stenson eine fehlerfreie 63er-Schlussrunde. Der renommierte Schwede, Gewinner des British Open 2016 und im gleichen Jahr Olympia-Zweiter, konnte sich dadurch in den 3. Rang verbessern, zwei Schläge hinter Höjgaard.
Die beiden in den Finalrunden verbliebenen Schweizer kamen am Wochenende nicht von den hinteren Rängen weg. Der hoffnungsvolle Zürcher Amateur Ronan Kleu wurde 70., der Genfer Profi Raphaël de Sousa 71.