Schweiz

Ironman Rapperswil: Hohe Preise sorgen für Diskussionen

Startgebühren

Teilnehmende von Halb-Ironman in Rapperswil fühlen sich abgezockt

31.05.2024, 15:27 Uhr
· Online seit 29.05.2024, 04:30 Uhr
Ob ein halber oder ein ganzer – ein Ironman verlangt immense physische Fitness und mentale Stärke. Aber auch ein dickes Portemonnaie ist dafür nötig. Eine Umfrage bei mehreren Teilnehmenden des Rappi-Ironmans nächsten Sonntag zeigt: Triathlon ist ein extrem teures Hobby.
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Der Ironman 70.3 in Rapperswil-Jona umfasst die halbe Ironman-Distanz, in der Triathlon-Welt auch Mitteldistanz genannt. 1,9 Kilometer Schwimmen im Zürichsee, 90 Kilometer Velofahren am See entlang und ein Halbmarathon durch die Rapperswiler Altstadt. Das ist eine Gesamtstrecke von über 113 Kilometern oder 70,3 Meilen, deshalb trägt der Wettkampf den Zusatz 70.3.

Wer sich bis zum 10. Oktober 2023 angemeldet hatte, musste 429 Franken Startgebühren bezahlen. Eine Anmeldung danach hat 452 Franken gekostet. Dazu kommt jeweils eine Aktivierungsgebühr von zehn Prozent. Ein Startplatz am Halb-Ironman in Rapperswil verlangte folglich 470 bis 500 Franken von jedem Teilnehmenden. Wer Fotos dazu bestellt, zahlt nochmals 60 Franken extra.

Logistik eines Ironmans ist komplex – aber ist sie 500 Franken Wert?

«Ich finde die Gebühren viel zu hoch», sagt Nadine* (29) aus Bern, die am Sonntag zum ersten Mal in Rapperswil dabei ist. «Die Auslagen für die Organisation sind bestimmt tiefer. Die Löhne für Mitarbeitende, das Material, die Absperrungen und die Preisgelder – das alles rechtfertigt die hohen Startgebühren nicht.»

Viel zu hoch bewerten auch Sarah* (33) und Tobias* (39) die Anmeldegebühren. «Insbesondere deshalb, weil der Wettkampf auf der Mitarbeit von freiwilligen Helfenden basiert», sagt der Zürcher, der bisher zweimal an einem Ironman teilgenommen hat. «Ich habe das Gefühl, man zahlt nur für die Marke Ironman. Andere Triathlons kosten auch nicht so viel», meint Sarah.

Für Jenny* (29) aus Bern ist es ebenfalls die dritte Teilnahme am Rapperswiler Ironman. Sie sieht das Startgeld einigermassen gerechtfertigt. «Die Gebühren sind hoch. Die ganze Organisation und die Infrastruktur, inklusive Strassensperrungen, sowie alle Helfenden, die zur Sicherheit im Wasser beitragen, machen wahrscheinlich den Preis so hoch».

«Ziemlich happig» kommentiert Ladina* (33) die Anmeldegebühren. «Natürlich ist ein deutlich grösserer logistischer und finanzieller Aufwand als zum Beispiel für einen Marathon nötig. Aber beim Ironman scheinen auch sehr viel Kommerz- und Gewinninteressen dahinterzustehen. Die Gebühren sind intransparent. Viele grosse Marken, wie zum Beispiel Ironman, verlangen Geld nur für den Namen. Die Leistung, die sie dabei erbringen, bleibt nebensächlich. Die hohe mediale Begleitung als weitere Gewinnmaschine ist eindeutig ein Problem.»

Ironman als Marktführer unter Triathlon-Wettkämpfen

Der Tenor der fünf Sportfans ist im Grundsatz derselbe: Der Startplatz kostet zu viel. Und tatsächlich arbeiten viele Freiwillige an den Ironman-Events mit – ob als Einzelpersonen oder als Verein. Nutzt Ironman sein Machtmonopol in der Triathlon-Welt aus?

Ironman gehört der World Triahtlon Corporation (WTC) des US-amerikanischen Medienunternehmens Advance Publications an. Als einziger Konkurrent in der Triathlon-Wettkampfwelt kann die Challenge der Challenge Family GmbH einigermassen mithalten. Challenge Roth ist dabei der grösste und beliebteste Triathlon-Wettkampf. Er war als Ironman Europe bis 2001 Teil der Ironman-Serie, bis der Gründer den Vertrag mit WTC kündigte und rund um Roth einen eigenen Langdistanz-Triathlon aufbaute und um weitere Wettkämpfe erweiterte.

Mittlerweile umfasst die Challenge-Serie Rennen an 25 Standorten. Schon mehrere Male haben die beiden Veranstalter einander die Rennen geklaut – also einen bestimmten Standort für sich beansprucht oder direkt den Event abgekauft.

Im Ausland günstiger

Ladina hat 2022 die Challenge Vansbro in Schweden mitgemacht – das ist die Triathlon-Mitteldistanz. «Die Anmeldung hat nur 140 Euro gekostet. Das ist fast nur ein Drittel von Rappi! Und das Rennen war traumhaft», erzählt die Zürcherin. Diesen Preis fand die 33-Jährige «grandios». Obwohl das Startgeld nicht beeinflusst, ob Ladina an einem Triathlon mitmacht oder nicht, findet sie die Ironman-Startgebühren ungerechtfertigt hoch. «Ich gehöre zu einer privilegierten Gruppe. Für viele Menschen wäre so eine Startgebühr und die Ausrüstung unerschwinglich», sagt die Sportlerin.

«Der Preis ist für mich keine Hürde. Ich bezahle diese 500 Franken, auch wenn ein gewisser Frust da ist», sagt auch Nadine. «Die Startgebühren müssten aber schon um die Hälfte sinken, damit ich den Preis angemessen finde.»

Sarah verzichtet aus finanziellen Gründen auf eine alljährliche Teilnahme.

Tobias findet, dass 150 Franken für eine Mittel- und 300 für eine Langdistanz reichen müssten.

Jenny weiss noch nicht, ob die Gebühren längerfristig einer Anmeldung ihrerseits im Weg stehen. «Da ist all das Material noch nicht einberechnet. Die Kosten, wenn man Triathlon betreiben will, sind schon sehr hoch», erklärt die Bernerin. Sie nennt den Jungfraumarathon als Vergleich. «Das ist nur eine Disziplin und man bezahlt da auch 160 bis 180 Franken.»

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Der Ironman-Boom oder der harte Wettkampf als Lebensziel

Wieso nehmen trotz der horrenden Startgelder so viele Menschen an einem Ironman teil? Die Langdistanz kostet sogar doppelt so viel wie ein halber Ironman! «Am 7. Juli nehme ich am vollen Ironman in Thun teil und habe dafür über 850 Franken bezahlt», berichtet Jenny.

Nadine weiss eine mögliche Erklärung für die Bereitschaft: «Der Andrang ist gross und wird jedes Jahr noch grösser. So viele Leute setzen sich als Lebensziel, einen Ironman zu absolvieren. Bei vielen komme dann ein zweiter, dritter und vierter dazu, meint die Bernerin, die schon viele Ironman als Zuschauerin und Supporterin erlebt hat. «Es ist ein riesiger Boom im Moment!»

Ironman Group rechtfertigt Startgeld mit hohen Ausgaben

Eine Veranstaltung der Grössenordnung eines Ironmans erfordere beträchtliche Investitionen, um die hohen, erwarteten Standards zu erfüllen, teilt die Ironman Group auf Anfrage mit. «Die Betriebskosten können von Land zu Land variieren, aber unser Ziel ist es, ein gleichbleibend gutes Rennerlebnis zu bieten, egal wo sie sich für ein Rennen entscheiden.»

Die in den Startgebühren enthaltenen Posten seien demnach von Veranstaltung zu Veranstaltung unterschiedlich. In die Berechnungen seien diese einbezogen. «Neben der Startnummer tragen die allgemeinen Startgebühren auch zur Deckung der Kosten für Sicherheits-, Ordnungs- und Verkehrsmanagementpersonal, für die Verpflegung bei der Siegerehrung, für die Verpflegung an den Verpflegungsstationen und im Athletendorf sowie für Finisher-T-Shirts, Medaillen und Rucksäcke bei», schreibt Mediensprecherin Ramona Gruber auf Anfrage.

veröffentlicht: 29. Mai 2024 04:30
aktualisiert: 31. Mai 2024 15:27
Quelle: ZüriToday

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