Quelle: TeleZüri
Eine neue schweizweite und repräsentative Umfrage bei Assistenzärztinnen und -ärzten zeigt ein alarmierendes Bild: Bei drei von vier Assistenzärzten werde das Arbeitsgesetz umgangen, berichtet das SRF und der «Tagesanzeiger». Die Umfrage führte der Berufsverbands VSAO durch.
Angelo Barrile, Präsident des VSAO und SP-Nationalrat sagt dazu: «Es ist ein gesamtschweizerisches Problem. Bei gewissen Fachrichtungen ist es stärker verbreitet, aber es ist sicher nicht nur ein lokales Problem.»
Arbeitsbelastung ist zu gross
Die drei grossen Knackpunkte bei der Einhaltung des Arbeitsgesetzes seien:
- Entweder arbeitet der Arzt oder die Ärztin mehr als die vertraglich vereinbarten 56 Stunden pro Woche,
- Die Ärztin oder der Arzt sammelt mehr als die 140 Überstunden pro Jahr, oder ...
- ... es werden mehr als sieben Tage am Stück gearbeitet.
Das hat immer mehr auch Auswirkungen auf das Personal: Die Befragten nehmen ihre Arbeit zunehmend als Belastung wahr, seit der ersten Befragung im Jahr 2013 nehmen Burnout-Symptome zu. Letztes Jahr dachte jede zweite Person mindestens ab und zu, dass es so nicht weitergeht. Barrile sagt dazu: «Das zeigt, dass die jungen Ärztinnen und Ärzte immer stärker unter Druck stehen. Die Spitäler müssen die Arbeitsbedingungen unbedingt verbessern, um diese hoch motivierten und bestens qualifizierten Fachpersonen im Arztberuf zu halten.»
Übermüdung gefährdet Patienten
Die Folgen davon seien alarmierend, so Barrile weiter. Nicht nur für die Ärztinnen und Ärzte, die ihre Gesundheit riskieren, sondern schlussendlich auch für die Patienten. Fast 60 Prozent der Befragten haben in den letzten zwei Jahre erlebt, dass mindestens eine Patientin oder ein Patient wegen der beruflich bedingten Übermüdung gefährdet wurde, so der «Tagesanzeiger». Das sei der höchste Wert seit Beginn der VSAO-Umfragen vor neun Jahren.
Wenig überraschend nimmt die Häufigkeit der kritischen Situationen zu, je länger die Ärzte arbeiten. Bei denjenigen, die mehr als 60 Stunden arbeiten, haben 70 Prozent mindestens eine Situation mit Patientengefährdung erlebt. Die wenigsten Behandlungsfehler hätten zwar gleich tödliche Folgen, so Barrile. Doch: «Je mehr es zu gefährlichen Situationen kommt, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Patient oder eine Patientin auch einmal schwerwiegende Schäden erleidet.»
Diskussion am runden Tisch
Anne Bütikofer, Direktorin des Spitalverbands H+, sieht das Problem hauptsächlich beim administrativen Aufwand der Ärzte. In den letzten Jahren habe die Bürokratisierung und Überregulierung zugenommen – was die Arbeitsbelastung massiv erhöhe.
Trotz allem sei der Arztberuf für viele immer noch ein Traumberuf und die jungen Ärzte seien motiviert, an einer Lösung mitzuarbeiten. Deswegen kommt es im Juni nun zu einem runden Tisch mit den wichtigsten Beteiligten wie dem Bundesamt für Gesundheit (BAG), dem Verband der Spitäler (H+), den Kantonen und der Ärzteverbindung FMH.
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(jaw)