Der Abgang des Lonza-Chefs Pierre-Alain Ruffieux kommt aus dem Nichts. Bereits per Ende September wird er das Unternehmen verlassen. Bis ein Nachfolger gefunden ist, wird Verwaltungsratspräsident Albert Baehny zusätzlich zu seinen bisherigen Pflichten erneut auch die operative Leitung des Unternehmens übernehmen.
Die Trennung erfolgte laut einer Mitteilung vom Montag in gegenseitigem Einvernehmen. Nähere Gründe für den Abgang wollte das Unternehmen auf Anfrage nicht nennen.
Eine mögliche Erklärung könnte jedoch die zuletzt vergleichsweise schlechte operative Leistung von Lonza gewesen sein. So hatte der Pharmazulieferer mit der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen die Prognose für das Gesamtjahr 2023 gesenkt. Auch mittelfristig sieht es bei der Profitabilität wohl schlechter aus.
Hört man sich bei Analysten um, so könnte es zudem Differenzen bei den Zielen für den neuen strategischen Zyklus ab 2024 gegeben haben. Diese sollen am Kapitalmarkttag Mitte Oktober verkündet werden.
Aktien brechen ein
An den Finanzmärkten kommt der abrupte Führungswechsel gar nicht gut an. Er weckt an den Märkten auch Sorgen. So wird etwa befürchtet, dass Lonza am Kapitalmarkttag die Jahres- und Mittelfristziele erneut senken könnte.
Langfristig seien die Aussichten für Lonza jedoch weiterhin gut, schrieben die Analysten einhellig. Jetzt komme es vor allem darauf an, eine langfristige Nachfolgeregelung zu finden, heisst es von den Finanzexperten.
Konkret verlieren die Lonza-Aktien an der Börse am späten Montagvormittag 8,2 Prozent auf noch 456,70 Franken. Ihre bisherigen Jahresgewinne haben sie damit fast vollständig wieder abgegeben. Zwischenzeitlich rutschten sie sogar mehr als 10 Prozent ab und markierten ein neues Jahrestief bei 445,40 Franken.
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Lage hat sich eingetrübt
Zuletzt hatte sich das Bild bei Lonza eingetrübt, nachdem das Unternehmen in der Corona-Krise noch von lukrativen Aufträgen für Corona-Impfstoffe profitiert hatte. Grössere Bekanntheit erlangte das Unternehmen dabei vor allem durch seien Impfstoff-Auftrag mit Moderna. In der vergangenen Woche hat Moderne gegenüber der Nachrichtenagentur AWP jedoch eine Reduktion der Produktionskapazitäten in Aussicht gestellt.
Auch steigende Zinsen lasten auf der Branche. Insbesondere Biotech-Jungunternehmen kämen dadurch nicht mehr so einfach an Geld, um neue Projekte zu finanzieren. Und auch die Konsumenten seien bei ihren Ausgaben zurückhaltender, was Lonza etwa bei Kapseln für Nahrungsergänzungsmittel zu spüren bekomme. Die Anlagen von Lonza sind insgesamt also deutlich weniger ausgelastet, was den Profit schmälert.
Vierter Führungswechseln in vier Jahren
Pierre-Alain Ruffieux hatte erst vor knapp zwei Jahren im November 2020 das Zepter bei Lonza übernommen. Er kam seinerzeit vom Pharmariesen Roche, wo er für den Bereich Global Pharma Technical Operations tätig war.
Bevor Ruffieux sein Amt antrat, leitete Verwaltungsratspräsident Baehny schon einmal die Geschäfte von Lonza für rund ein Jahr interimistisch. Der damalige Chef Marc Funk war Anfang 2020 nach nur knapp einem Jahr aus persönlichen Gründen gegangen. Anfang 2019 hatte Funk den langjährigen Konzernchef Richard Ridinger ersetzt.
Die Suche nach einem Nachfolger für Ruffieux werde bald beginnen, hiess es nun. Einen konkreten Zeitplan für die Nachfolgeregelung gebe es noch nicht. Baehny werde jedoch so lange im Amt bleiben, bis ein Nachfolger übernehmen könne.
(sda/roa)