Schweiz

Migros, Coop und Manor für Schmähpreis «Teufelsstein» nominiert

Absurde Transporte

Asiatische Gürkli und Gletscherwasser: Migros, Coop und Manor für Schmähpreis nominiert

22.08.2020, 06:41 Uhr
· Online seit 22.08.2020, 06:40 Uhr
Trotz des Klimawandels werden Produkte oft über tausende Kilometer quer durch die Welt transportiert. Der Schmähpreis «Teufelsstein» zeichnet Unternehmen für besonders absurde Transporte aus. Anwärter sind Migros, Coop und Manor.
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Seit 2002 wird der Schmähpreis «Teufelsstein» schon vergeben. Der Verein Alpen-Initiative kämpft mit dem Preis dafür, dass die Herstellung von Produkten wieder regionaler wird. «Lächerlich tiefe Transportkosten und der Bedarf nach aussersaisonaler Verfügbarkeit von Gemüse und Früchten bringen eine immer grösser werdende Auswahl an fragwürdigen Produkten hervor», heisst es in einer Mitteilung. Nahrungsmittel seien Dauerbrenner für absurde Transportwege.

Gewürzgurken aus Vietnam

Die Migros schafft es dieses Jahr mit ihren Gewürzgurken aus Vietnam unter die «Teufelsstein»- Anwärter. Die Gurken werden laut dem Verein «Alpen-Initiative» von Vietnam per Schiff nach Rotterdam und dann per Bahn in die Schweiz transportiert. «Über 18'000 zurückgelegte Kilometer produzieren einen 17 Mal höheren CO2-Ausstoss als Gurken, die in der Schweiz angebaut werden.»

Auf Anfrage von FM1Today schreibt die Migros hierzu, dass sie sowohl Gurken als auch Cornichons aus der Schweiz im Sortiment führe. Die Verfügbarkeit der Schweizer Ware sei allerdings «sehr begrenzt». «Deshalb beschaffen wir auch aus anderen Ländern. Sowohl aus Europa wie auch aus Asien.»

Granatapfelkerne aus Peru

Bei Coop sind es die Granatapfelkerne, die dem Geschäft eine Kandidatur für den «Teufelsstein» bescheren. Herkunftsgebiete der Granatapfelkerne sind laut Verpackung die Türkei, Ägypten, Südafrika, Indien oder Peru. «Granatapfelkerne aus Peru legen mehr als 17’000 Kilometer zurück, bis sie im Coop-Regal landen», heisst es vom Verein «Alpen-Initiative».

Der Detailhändler bestätigt gegenüber FM1Today, dass die Granatäpfel mehrheitlich aus Ägypten stammen. «Saisonal bedingt kommen sie kurzzeitig aus Südamerika. Von dort werden sie mit dem Schiff transportiert.»

Ziel sei es, «die bestmögliche Qualität von Rohmaterial unter Berücksichtigung der ökologischsten Umstände zu verwenden». Coop will bis 2023 CO2-neutral werden. «Dazu gehören auch die Bestrebungen, die Umweltbelastung durch Transporte so gering wie möglich zu halten.» Die CO2-Emissionen der Lufttransporte werden seit 2007 kompensiert, wie Coop schreibt.

Wasser aus Gletschereis

Das neue Luxuswasser der kanadischen Marke «Berg» ist seit kurzem bei Manor im Angebot. «Im Angesicht abschmelzender Polarkappen ist die Herkunft dieses Wassers besonders zynisch: Es stammt vom Eis grönländischer Gletscher und wird per Schiff und Lastwagen in die Schweiz gebracht», schreibt der Verein «Alpen-Initiative». Mit 9602 Kilometern lege das Wasser zwar die kürzeste Distanz zurück, der CO2-Ausstoss sei beim Transport aber am höchsten.

Als FM1Today im vergangenen Dezember über das Gletscherwasser für zehn Franken berichtete, argumentierte Manor, neben dem Wasser aus der Schweiz eine gewisse Exklusivität für die Kundinnen und Kunden bieten zu wollen. «Die Produkte ‹Waters of the World› sind eine Nische und werden von unseren Kunden nicht für den alltäglichen Gebrauch verwendet», schrieb die Medienstelle damals. Zur aktuellen Nomination hat sie sich noch nicht geäussert.

Kontrastpreis: Der «Bergkristall»

Nicht nur schlechte Unternehmen werden ausgezeichnet, als Kontrast gibt es seit 2017 einen zweiten Preis, den «Bergkristall». Er geht an Unternehmen und Projekte, die sinnvolle Innovationen haben. Dazu gehört dieses Jahr Alpinavera. Die Plattform für zertifizierte Regionalprodukte hat mit dem Verband Gastro Graubünden den «kulinarischen Herbst» ins Leben gerufen. Mitmachende Betriebe werden in einer Broschüre aufgeführt und dürfen Gerichte, die zu mindestens 60 Prozent aus regionalen Zutaten bestehen, speziell auszeichnen.

Abstimmen, wer den «Teufelsstein» oder den «Bergkristall» gewinnen soll, kannst du hier.

veröffentlicht: 22. August 2020 06:40
aktualisiert: 22. August 2020 06:41
Quelle: FM1Today

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